Heimwerker haben immer etwas zu tun und es gibt nichts, was sie nicht versuchen. Doch viele Hobbybastler schrecken vor Möbeln zurück – zu kompliziert, zu langwierig, zu anspruchsvoll. Dabei kommt es nur auf die passende Anleitung an, dann ist sogar ein Tisch mit integriertem Sekretär (siehe unten) kein Problem.
Selber schreinern: Der erste Schritt
Zuerst sollten Sie sich überlegen, was Sie eigentlich selber schreinern wollen. Steht fest, um welches Möbelstück es sich handelt, brauchen Sie eine Bauanleitung. Diese stellt den ersten Schritt auf dem Weg hin zum perfekten Möbelteil dar. Die Anleitung zeigt, wie das Teil später aussehen soll, und führt Sie Schritt für Schritt anhand einer Zeichnung und durch detaillierte Beschreibungen weiter. Die Bauanleitung sagt Ihnen auch, welche Werkzeuge Sie benötigen, sodass Sie vor Arbeitsbeginn alles zurechtlegen können.
Als kompletter Laie sollten Sie sich vorab darüber informieren, was mit den einzelnen Begriffen und Bezeichnungen gemeint ist. Was ist ein Kugelauszug? Was hat es mit der Nennlänge der Schrauben auf sich? Was sind Zargen? Diese und weitere Begriffe sollten Sie kennen, damit Sie erwartungsvoll starten und hoffentlich erfolgreich enden können.
Selber schreinern: Wichtige Tipps
Meist sind es die Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass das Projekt erfolgreich oder ein Flop wird. Daher an dieser Stelle einige hilfreiche Tipps:
- Bemessen Sie das Holz nicht zu knapp – eine Reserve ist immer sinnvoll, falls Sie sich vermessen oder „versägen“.
- Legen Sie vorab alle Werkzeuge bereit, damit Sie alle griffbereit haben und nicht erst auf die Suche gehen müssen.
- Suchen Sie sich eine Werkstatt oder zumindest einen Platz, an dem Sie ungestört arbeiten können und wo auch das noch nicht fertiggestellte Projekt ruhen kann.
- Für das Verwirklichen eigener Ideen sollten Sie vorab selbst eine Bauanleitung entwerfen.
- Arbeiten Sie auch an nicht-sichtbaren Kanten sauber und schleifen Sie diese ab. Das minimiert das Verletzungsrisiko beim Zusammenbau!
- Versiegeln Sie die Oberflächen sorgfältig, das kaschiert auch kleine Fehler.
- Gestehen Sie sich Fehler zu! Es muss nicht alles perfekt sein.
Als Werkzeuge sollten Sie die folgenden zur Hand haben:
- Stichsäge
- Akku-Schrauber
- Bohrmaschine
- Hammer
- Schrauben, Holzdübel, Nägel
- Leim
- Schraubzwinge
- Sandpapier
Video:Schrank / Expedit Regal bauen | Tool Town Bastel & Heimwerk Tipps
Selber schreinern: Einen Hocker selbst bauen
Genug der Vorrede, jetzt geht es endlich ans Bauen und selber schreinern. Als erstes wollen wir an dieser Stelle den Hocker vorstellen. Dieser ist vergleichsweise einfach und perfekt dazu geeignet, sich als Anfänger auszuprobieren. Mit der folgenden Anleitung erhalten Sie ein durchaus nützliches und praktisches Möbelstück:
- Aussägen des Holzes
Sie legen fest, welche Form der neue Hocker bekommen soll. Wird er rund oder eckig? Vielleicht oval? Je nach Form benötigen Sie eine entsprechende Sägevorlage, denn frei nach Augenmaß ist es nicht möglich, korrekt zu arbeiten. Legen Sie die Vorlage auf das Holz und zeichnen Sie die Kontur nach. Nun mit der Stichsäge ausschneiden, mit Sandpapier glätten. - Da der Hocker zwei feste Beine braucht, müssen Löcher an den entsprechenden Stellen ausgeschnitten werden. Diese Beine werden mit Schrauben von oben befestigt. Sicherheitshalber zusätzlichen Leim verwenden!
- Damit der Hocker bequem wird, braucht er ein Polster. Dieses schneiden Sie zu und wählen für einen ovalen Hocker einen 4 cm, für den runden Hocker 7 cm dicken Schaumstoff. Außerdem brauchen Sie nun den Bezugsstoff, den Sie ein wenig größer als das Schaumstoffpolster ausschneiden.
- Legen Sie den Schaumstoff auf das Holz und darüber den Stoff. Die gegenüberliegenden Seiten werden am Holz festgetackert. Achtung: Klammern bitte waagerecht positionieren! Der Abstand zwischen den Tackernadeln sollte zwei Zentimeter nicht überschreiten.
Kommode mit Sekretär selber schreinern
Nun werden wir etwas anspruchsvoller. Wenn Sie gern selber schreinern, probieren Sie es doch mal mit einer Kommode, die einen integrierten Sekretär besitzt. Mit der folgenden Anleitung bekommen Sie auch das hin! Kleiner Tipp: Wenn die Anleitung doch nicht ausreichend sein sollte, finden Sie im Internet noch eine bebilderte Variante.
Vorbereitung
Suchen Sie sich eine Kommode, die in ihren Maßen Ihren Vorstellungen entspricht. Sägen Sie die Holzteile entsprechend zu und vergessen Sie nicht, dass Sie auch Holz für die Schubkästen brauchen. Die Schnittkanten sollten Sie anfasen, Verschraubungen ausmessen und vorbohren. Damit vermeiden Sie, dass das Holz Risse bekommt.
Zur Vorbereitung gehört auch, dass Sie sich alles zurechtlegen, was Sie zum Arbeiten brauchen. Nutzen Sie am besten eine Materialliste aus dem Internet – mit dieser gehen Sie in den Baumarkt und sammeln alles ein, was Sie für die Traumkommode brauchen. Das kostet zwar Geld, doch grob überschlagen sind Sie mit rund 190 Euro dabei.
Video:Designer Tisch selber bauen – Anleitung ★MrHandwerk ★
Selber schreinern: Los geht’s!
Im ersten Arbeitsschritt beschneiden Sie die Klappe des Sekretärs. Diesen bauen Sie dann zusammen, sodass – vereinfacht gesagt – eine Art Kasten entsteht, der an der vorderen Seite geöffnet ist.
Nun stellen Sie eine Seitenwand gegen den Boden, wobei ein Winkel von 90° entsteht. Dieser Winkel ist wichtig, nutzen Sie also am besten einen Winkelmesser! Seitenwand und Boden müssen bündig abschließen. Nun kann der Boden mit Universalschrauben (auf die Nennlänge achten!) verschraubt werden. Nun ist die Rückwand dran, die bündig auf die entstandene Ecke Boden – Seitenwand gelegt und verschraubt wird. Auch die andere Seitenwand muss verschraubt werden.
Nun wird der Deckel bündig zu allen Seiten aufgelegt. Diesen verschrauben Sie mit den Seitenwänden und mit der Rückwand. Stellen Sie Abstandshalter in den nun entstandenen Korpus und legen Sie den Einlegeboden auf. Diesen schieben Sie bündig an die Rückwand und verschrauben ihn mit den Seitenwänden. Die Abstandshalter stellen Sie dann auf den breiten Einlegeboden, legen den schmalen Einlegeboden darauf und schieben ihn bündig an die Rückwand. Bitte verschrauben!
Befestigen Sie nun das Scharnier. Dafür müssen Sie die Scharnierrolle bündig zur Unterkante ausrichten und ebenso bündig zum Boden legen. Hierbei zeigt sich, dass die Korpusseitendicke eher größer als kleiner sein sollte. Sind die Seiten breiter, lassen sich die Schrauben leichter eindrehen, ohne dass sich das Holz wölbt. Drehen Sie den Korpus nun auf die Rückwand.
Legen Sie die Klappe auf den Korpus und zwar so, dass die ausgesparten Ecken an den seitlichen Wänden bündig aufliegen. Nun schrauben Sie das Scharnier an die Klappenunterseite. Stellen Sie den Korpus danach wieder auf den Boden. Befestigen Sie die Bremsklappenhalter von innen an den seitlichen Wänden und die Magnetschnäpper innen am Deckel. Nicht die Gegenstücke vergessen!
Und wieder spielt die Korpusseitendicke eine Rolle: In diesem Arbeitsschritt werden die offenen Teile der Kommode montiert – dafür brauchen Sie die Bauteile „Schubladenkorpus“. Da die Höhe nicht so groß ist, brauchen Sie die Rückwand nicht mit den Seitenwänden verschrauben. Das vereinfacht die Sache erheblich.
Bauen Sie den Korpus für die Schubkästen nun vier Mal. Mittig setzen Sie ein Trennstück ein, dieses muss bündig und rechtwinklig zur Rückwand sein. Das Trennstück verschrauben Sie mit Boden und Deckel. Nun wird es schwieriger, denn Sie müssen die Schubladenelemente bauen. Montieren Sie dafür zuerst den Korpus. Vergessen Sie nicht, mithilfe der Oberfräse eine Nutz für den Boden in die Seitenwände zu bringen!
Stellen Sie die Rückseite bündig und rechtwinkelig zwischen die Seitenwände der Schubkästen. Die Nut muss nach innen zeigen! Verschrauben Sie die Seitenwände mit der Rückseite der Schubladen. Dann schieben Sie den Boden ein und verschrauben die Schubladenfront mit den Seitenteilen.
Befestigen Sie den Kugelauszug, wobei Sie sich an die Anleitung des Herstellers halten können. Diesen Kugelauszug müssen Sie am Korpus anbringen, ebenso aber auch an der Schublade. Nun legen Sie den Korpus auf eine gerade Fläche und ziehen das Schubfach ein wenig auf. Achten Sie bei der Auswahl des Zubehörs für die Schubkästen auf die Zargenlänge und auf die Dämpfung! Letztere ist wichtig, wenn die Schubkästen nicht immer möglichst geräuschvoll geschlossen werden sollen. Tipp: Setzen Sie nicht auf den günstigsten Kugelauszug und die billigste Dämpfung – investieren Sie im Sinne einer guten Nutzbarkeit wenigstens in mittelwertige Produkte. Außerdem kommt es auf die Zargenlänge an – genaues Messen ist angesagt.
Jetzt folgen Arbeitsschritte, die vielleicht noch mehr Spaß machen als das selbst Schreinern. Streichen Sie die neue Kommode und wählen Sie dabei Farben, die möglichst deckend sind. Wenn die Farbe getrocknet ist, bringen Sie Möbelknöpfe an. Ob diese aus Edelstahl sind, aus Holz, Kunststoff oder Chrom, spielt erst einmal keine Rolle. Haben Sie jedoch bereits einen Platz in der Wohnung, an dem die neuen Kommode ihr Dasein fristen soll, so ist die Materialwahl durchaus entscheidend. Chrom und Edelstahl sehen natürlich elegant und modern aus, passen aber nicht immer zu einer Kommode, die als Sekretär designt ist.
Beim selber Schreinern der Kommode stellt sich die Frage, ob der Sekretärteil vor dem Anstreichen aufgesetzt werden soll oder danach: Das ist egal, wobei viele Heimwerker zum Aufmontieren vor dem Streichen tendieren. So können keine Lackschäden angerichtet werden, wenn sie danach mit Akkuschrauber und spitzen Schrauben hantieren. Dafür streicht es sich leichter, wenn das Möbelstück aus Einzelteilen besteht. Probieren Sie am besten aus, welche Variante am besten ist – so entstehen auch gleich zwei Kommoden. Eventuell ist es anfangs auch leichter, das Möbelstück eher klein zu gestalten und von den Standardmaßen abzuweichen. Schauen Sie sich verschiedene Anleitungen an und wählen Sie gerade zu Beginn der Schreinertätigkeit eine Variante, die einfach umzusetzen ist.
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