Ein bisschen Haftgrund auftragen, Fliesen darauf legen, trocknen lassen, fertig. So einfach ist es allerdings nicht und wer ein gutes Ergebnis haben will, muss fachmännisch vorgehen.
Fliesen legen: In 10 Schritten zur schicken Wand
Natürlich könnte es in der Überschrift auch heißen: „In 10 Schritten zum schicken Fußboden“, denn die grundlegenden Arbeitsschritte sind immer gleich. Mit der folgenden Anleitung gelingt es auch einem Laien, die Fliesen so zu verlegen, dass sich ein ansehnliches Bild ergibt und dass die Arbeit professionell wirkt. Und ganz wichtig: Die Fliesen werden so an die Wand oder auf den Boden gebracht, dass sie auch wirklich halten!
Material besorgen
Der erste Schritt besteht darin, die nötigen Fliesen zu besorgen. Es werden Fahrten durch sämtliche Baumärkte der Region, Besuche bei Fliesenlegern mit eigenem Verkauf und Recherchestunden im Internet nötig sein, bis die beste Fliese zum günstigsten Preis gefunden wurde. Wichtig für Heimwerker, die noch keine Erfahrung im Verlegen der Fliesen haben: Es sollten einige Boden- und Wandfliesen zusätzlich eingeplant werden, falls etwas zu Bruch geht oder wieder entfernt werden muss. Zur Ermittlung der nötigen Fliesenmenge braucht es die Anzahl der Quadratmeter, die ausgelegt werden sollen.
Wie beim Errechnen von Tapetenbahnen wird die Grundfläche ermittelt, danach kann die Fliesenmenge bestellt werden. Oft gibt es Reste, die besonders preisgünstig angeboten werden oder Fliesenmodelle aus der vorigen Saison. Wer nicht unbedingt das Neueste vom Neuen verlegen möchte, kann hier viel Geld sparen. Beim Bestellen im Internet ist wichtig, ob die benötigten Quadratmeter vorrätig sind, denn oft können diese dort nicht mehr nachbestellt werden. Ein Tipp: Teilweise werden Fliesen direkt vom Hersteller verkauft, hierbei kann es sich auch um Reste handeln. Wer nur kleine Flächen legen möchte, kann auch mit Mustermodellen gute Ergebnisse erzielen. Eventuell lassen sich sogar zwei Fliesensorten kombinieren.
Zubehör und Material bereitlegen
Wer nicht während des Arbeitens anfangen möchte, nach dem benötigten Material zu suchen, legt sich alles Nötige vorher zurecht. Gebraucht werden:
- Zollstock und Wasserwaage
- Fliesenkneifzange
- Spachtel und Kelle
- Bohrmaschine mit Quirl
- Richtschnur
- Gummihammer
- Fugenglätter und Schwamm
- Eimer und Wasser
- Ausgleichs- und Spachtelmasse
- Fliesenkleber
- Silikon
- Wand- und/oder Bodenfliesen
- Fliesenkreuz und Fliesenschneider
Beim Legen von Bodenfliesen sollten zudem Knieschoner bereitliegen, denn das ständige Knien wird recht schnell sehr schmerzhaft ohne diesen Schutz! Die Bohrmaschine mit Quirl wird zum Anrühren des Mörtels benötigt, denn damit ist diese Arbeit weitaus leichter möglich als mit der Hand. Zudem wird die Masse homogener und lässt sich später leichter verarbeiten.
Untergrund vorbereiten
Es ist ein Unterschied, ob eine Fliese auf einen saugenden oder einen nicht-saugenden Untergrund verlegt werden soll. Mithilfe einer Grundierung auf Kunstharzbasis wird die Saugfähigkeit des Untergrunds eingeschränkt. Ein poröser Boden nimmt zu viel Feuchtigkeit auf, die Fliesen würden später nicht gut halten. Zudem wird die Zeit, in der der Heimwerker die Lage der Fliese korrigieren könnte, zu knapp, wenn der Untergrund das Wasser zu rasch aus dem Fliesenkleber zieht.
Bei nicht-saugenden Untergründen reicht es, den Haftgrund aus grobem Mörtel aufzutragen. Dieser erhöht die Klebkraft, weil eine Fliese auf einem zu glatten Untergrund nicht haftet.
Spachtelmasse auftragen
Für ein korrektes Legen der Fliesen ist es wichtig, dass die Wand- und Bodenflächen tragfähig, eben und frei von Rissen sind. Durch das heute verwendete Dünnbettverfahren, bei dem der Klebermörtel nur noch bis zu einer Stärke von maximal sechs Millimetern aufgetragen wird, können Unebenheiten nicht kaschiert werden. Zur Information: Das früher verwendete Dickbettverfahren bot dazu die Möglichkeit, denn der Mörtel wurde bis zu einer Stärke von drei Zentimetern aufgetragen!
Heute werden daher Spachtelmassen für Boden und Wände verwendet, die einen Niveauausgleich ebenso ermöglichen, wie sie die Sicherheit auf leicht reißenden Untergründen verbessern. Für Bodenspachtelmassen gibt es Zusätze aus Kunststoff, die trittschallreduzierend wirken.
Nassbereiche abdichten
Sollen Wand- oder Bodenfliesen im Bad oder anderen Nassbereichen (z. B. Hauswirtschaftsraum) verlegt werden, ist eine Abdichtung zum Untergrund wichtig. Nicht immer lässt sich das Eindringen von Wasser gänzlich verhindern, was sogar bei der Verwendung von wasserdichtem Fugenmörtel der Fall ist. Dieser bekommt im Laufe der Zeit Risse, durch die Feuchtigkeit und Nässe eindringen können. Eine wasserdichte Abdichtung des betroffenen Bereichs ist daher wichtig. Das geschieht in der Regel mit sogenannten Verbundabdichtungen.
Fliesenkleber aufbringen
Fliesenmörtel gibt es in vielen verschiedenen Ausführungsvarianten: Zementgebundener Mörtel als Pulver, Dispersionskleber, die bereits gebrauchsfertig sind oder Zweikomponentenkleber auf Harzbasis. Wichtig ist, den benötigten Kleber aufzubringen und eine gleichmäßige Auftragung auf der Wand zu erreichen. Hier kommt das bereits erwähnte Dünnbettverfahren zum Einsatz, bei dem eine zwei bis sechs Millimeter dicke Schicht des Fliesenklebers aufgetragen wird.
Vorsicht: Nicht zu großflächig auftragen, sondern nur auf einer Fläche, die binnen einer halben Stunde auch bearbeitet werden kann. Andernfalls wird der Kleber bereits zu trocken und die Fliesen lassen sich zwar noch legen, halten aber nicht mehr gut.
Legen der Fliesen
Beim Vorbereiten der Untergrundfläche sollte auch bedacht werden, dass eventuell der Fliesenschneider zum Einsatz kommen muss und sich dadurch die benötigte Zeit zum Verlegen deutlich verlängert. Der Fliesenschneider hilft dabei, die Fliesen passgenau zu bekommen, denn nur selten passt das Raummaß zur Größe der Fliesenmodelle. „Halbe“ Fliesen gehören zum Alltag und müssen sauber geschnitten werden.
Wichtiges Detail beim Legen: Es müssen möglichst gleichmäßige Fugen entstehen! So wird mit der Fliesenzahnkelle eine dünne Schicht Kleber aufgebracht, danach eine zweite Schicht mit der gezackten Seite. Daraus ergibt sich das Rillenmuster, das allgemein bekannt sein dürfte. Hier hinein werden die Fliesen gedrückt, die immer genau unter- bzw. nebeneinanderliegen müssen. Sind die Fugenbreiten zu unterschiedlich, wird das später deutlich zu sehen sein!
Heimwerker sollten sich überlegen, ob sie die Diagonal- oder die Parallelverlegung wünschen. Als Faustregel gilt, dass die Diagonalverlegung für quadratische Räume empfehlenswert ist. Bei dieser Variante wird in der Mitte des Zimmers mit dem Legen der Fliesen begonnen. Die Parallelverlegung ist hingegen besonders einfach, beim Verlegen wird von innen nach außen vorgegangen. Für das einfachere Verlegen eignet sich das Fugenkreuz, da mit dessen Hilfe eine Rechtwinkligkeit erreicht wird.
Fliesenschienen setzen
Den Abschluss zwischen Wand und Boden bilden Fliesenschienen. Diese sollen das Ausbrechen der Fliesenkanten ebenso verhindern wie die Bildung von Rissen. Wer Fliesenschienen setzen möchte, kann sogar zwischen verschiedenen Farben wählen, zwischen matten und glänzenden Oberflächen. Diese Schienen eignen sich sogar als Dekor-Elemente und werden gerade in der Küche oder im Bad gern an Vorsprüngen und Simsen benutzt.
Fugenmasse einbringen
Nun steht das Verfugen an, was immer diagonal erfolgen sollte. Der Fugenmörtel wird dafür mit dem Fugengummi in die Fugen gestrichen, wobei der Fugenmörtel an der Wand deutlich weniger flüssig als auf dem Boden ist. Wichtig ist dabei, dass die Fliesen immer wieder abgewaschen werden, denn wenn der Mörtel antrocknet, lässt er sich später nur mit einem speziellen Reiniger wieder entfernen. Der Zementschleier würde die Fliesenfläche aber grau wirken lassen.
Dehnungsfugen schließen
Hier kommt das Silikon bzw. Acryl zum Einsatz. Es dichtet zum einen Ränder ab, wird zum anderen zum Schließen von Dehnungsfugen verwendet. Solche müssen vorhanden sein, weil sich die Fliesen auch nach dem Legen und Kleben immer ein wenig bewegen. Der Fugenmörtel gibt zum gewissen Maß nach, er wird auch als Flexkleber verwendet. Dennoch würden sich ohne Dehnungsfugen rasch Risse bilden, die Spannung innerhalb der Fliesenflächen würde zu groß werden. Schlimmstenfalls brechen und reißen nicht nur die Fugen, sondern es zeigen sich sogar Risse im Fliesenspiegel selbst. Für die Abdichtung von Kanten, die senkrecht verlaufen, wird Acryl verwendet.
Für die Abdichtung von Waschbecken und Dusche, von Spülbecken und Arbeitsfläche in der Küche hingegen kommt Silikon zum Einsatz. Dieses wird mit der Silikonspritze eingebracht und mit dem Finger verstrichen. Der Finger sollte mit Spülmittel benetzt sein, damit haftet das Silikon weniger an der Haut und die zu verstreichende Fläche wird glatter.
Mit dieser Anleitung wird aus einem kompletten Laien sicherlich immer noch kein Profi. Dennoch gilt: Übung macht den Meister! Wichtig ist daher, am besten an einer Stelle mit der Arbeit zu beginnen, die nicht unbedingt im direkten Blickfeld liegt. Hinter der Tür oder unterhalb des Waschschranks können im Bad die ersten Fliesen an die Wand gebracht werden, ohne dass die nicht-professionelle Arbeit direkt sichtbar wird. Auf dem Boden ist das sicherlich schwieriger, wenngleich sich eventuell auch hier in einem Raum eine Möglichkeit bietet, die ersten Legeversuche zu starten, ohne dass ein möglicher Fehler zu sehen ist.
Ebenfalls wichtig: Das Legen ist weitaus weniger schwierig als befürchtet. Wer einmal damit angefangen hat, kann sich schon bald nicht mehr vorstellen, warum anfangs ein Fliesenleger im Gespräch war.
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