Zusammenziehen: ja oder nein? Wie kann der Alltag klappen oder ist der gemeinsame Wohnraum gar der Beziehungskiller? Diese Tipps helfen bei einem harmonischen Start.
Zusammenziehen: Was macht die perfekte Wohnung aus?
Schon bei dieser Frage fangen die Probleme oft an und es kommt gar nicht erst dazu, dass ein Paar zusammenziehen kann. Denn wenn die Vorstellungen von einer perfekten Wohnung sehr verschieden sind, helfen auch die Regeln für ein entspanntes Zusammenleben nicht. Möchte der eine ruhig und am besten auf dem Land leben, der andere hingegen mitten in der Stadt, wo das Leben pulsiert, sind Probleme und Streitigkeiten vorprogrammiert. Oder einer möchte einen Balkon, der andere hat dabei Angst um mögliche gemeinsame Kinder, die womöglich abstürzen könnten. Es gilt also, einen gemeinsamen Konsens zu finden, was durchaus schwierig sein kann!
Folgende Tipps helfen, die ideale Wohnsituation zu finden:
- Gemeinsam statt einsam: Wohnungsbesichtigungen nur gemeinsam durchführen
- Vorstellungen zuvor im Gespräch konkretisieren
- vor Vertragsschluss über Kosten und Kostenaufteilung sprechen
- an Rückzugsmöglichkeiten für beide denken
Wichtig: Wenn bisher jeder seine eigenen vier Wände bewohnt hat, war der andere jeweils nur zu Besuch. Er oder sie war ein Gast und nicht für alles verantwortlich. Im gemeinsamen Domizil muss es aber so sein, dass sich beide als Besitzer fühlen. Gleichzeitig ist es ideal, wenn jeder seinen Rückzugsort behält und eventuell sogar ein eigenes Zimmer hat. Gibt es Streit oder möchte einer der Partner einfach nur seine Ruhe haben, stellt das Zimmer den letzten Rest des eigenen Wohnraums dar und gibt auch sonst genügend Freiraum, um sich persönlich zu entfalten.
Da das Zusammenziehen zwar toll ist, jedoch in den seltensten Fällen mehrere Umzüge binnen kurzer Zeit gewünscht sind, sollten sich Paare über die Zukunft Gedanken machen. Eventuell sollten noch ein oder zwei Kinderzimmer mit eingeplant werden, die durchaus anfangs leerstehen dürfen.
Beim Zusammenziehen an die Finanzen denken!
Beim Zusammenziehen gilt es nicht nur zu klären, wie es mit dem gemeinsamen Wohnraum aussehen soll, sondern auch, wie sich die Kosten zukünftig gestalten. Ein heikles Thema, wenn beide Partner bisher völlig unabhängig agiert haben! Nun geht es darum, ob ein Gemeinschaftskonto sinnvoll ist oder ob ein Partner für die Miete aufkommt, der andere für den übrigen Lebensunterhalt.
Bewährt hat sich folgendes Modell:
- Eröffnung eines Gemeinschaftskontos zur Bestreitung von Miete und Lebensunterhalt
- jeder behält sein eigenes Konto
- monatlich wird ein festgelegter Betrag durch beide Partner auf das Gemeinschaftskonto überwiesen, der die Kosten deckt
- über das Geld auf den eigenen Konten kann frei verfügt werden
- für Sonderanschaffungen werden separate Lösungen gefunden
Eventuell ist es nötig, auch einen gemeinsamen Kredit für Investitionen , wie dem Umzug, neue Möbel oder auch Hausrat zu nehmen. Selbstverständlich haben immer beide Partner Zugriff auf die Konten, die gemeinschaftlich genutzt werden!
Jeder braucht seinen Freiraum
Viele Paare kennen das: Anfangs konnten sie nicht eng genug zusammenleben. Das Zusammenziehen gipfelte in einem gemeinsamen Tagesablauf und festen Zeiten, zu denen jeder zu Hause zu sein hatte. Doch das kann nicht lange gut gehen, immerhin wohnen hier zwei verschiedene Individuen zusammen. Trotz des gemeinsamen Lebens braucht jeder seinen Freiraum und sollte sich mit eigenen Freunden treffen können, seinem Hobby nachgehen oder sich auch einfach zurückziehen dürfen.
Wer nur aufeinandergluckt, wird sich früher oder später gegenseitig auf die Nerven gehen. Dies kann eine Beziehung nicht nur schwierig machen, sondern zum totalen Aus führen. Auch Hobbys sollen jetzt nicht einfach aufgegeben werden, auch wenn sie etwas von der gemeinsam Zeit rauben. Das taten sie vorher schon! Wer das verlangt, provoziert, dass beide bald getrennte Wege gehen werden.
Auch diese Tipps helfen nach dem Zusammenziehen
Sicherlich muss jeder seinen eigenen Weg finden, wie es sich am besten mit dem Partner zusammenleben lässt. Es gilt, zahllose Dinge zu klären, die sich erst im Alltag zeigen und die nicht vorher geplant werden können. Die Themen Finanzen und Kosten, gemeinsame Anschaffungen und Zeit sind dabei noch vergleichsweise harmlos!
Auch die folgenden Tipps helfen dabei, die Beziehung zu stärken und auch nach dem Zusammenziehen belastbar zu halten:
- Keine Änderungsvorschläge
Niemand sollte versuchen, den Partner von Grund auf zu ändern. Sicherlich gibt es den einen oder anderen Punkt, der missfällt, doch alle seine Facetten machen den Partner zu dem Menschen, der für die große Liebe steht. Beliebte Kleinigkeiten wie das Schließen der Zahnpastatube oder des Klodeckels lassen sicherlich einen Kompromiss zu. Wichtig zu wissen: Wer seinen Partner entsprechend den eigenen Vorstellungen „geformt“ hat, hat einen anderen Menschen vor sich. Wer will das schon? - Vorsicht mit der Deko
Die Deko ist ein beliebter Streitpunkt, den schon manche Beziehung nicht überlebt hat. Denn: Wer ein wahrer Dekofreak ist und überall kleine und große Figürchen aufstellt, trifft vielleicht auf jemanden, der das Wohnungsdesign lieber klar und schnörkellos haben möchte. Hier muss ein Kompromiss her, mit dem beide Partner zufrieden sein können. Möglich ist zum Beispiel, dass sich jeder nur auf die wichtigste Deko beschränkt und neue Dinge gemeinsam eingekauft werden. Aufgestellt wird am Ende das, was beiden gefällt. Auch hierbei zeigt sich der praktische Nutzen eines eigenen Bereichs in der Wohnung: Wer getrennte Zimmer nutzen kann, darf sich zumindest einen Raum komplett nach den eigenen Vorstellungen einrichten.
- Zusammenziehen und gemeinsam entscheiden
Es ist nicht mit dem Zusammenziehen getan, denn fortan stehen viele Entscheidungen an, die gemeinsam getroffen werden müssen. Das erfordert einiges an diplomatischem Geschick! Zumal dabei auch immer wieder Entscheidungen diskutiert werden, die Auswirkungen auf den Alltag haben. Wer putzt das Klo? Wer geht einkaufen? Wer holt sonntags die Brötchen? Wer geht abends noch mal mit dem Hund raus? Oft ist es besser, wenn jeder seine festen Aufgaben hat. Es müssen nicht alle Tätigkeiten zusammen erledigt werden! - Kleine Macken ignorieren
Es kann zur Kunst werden: Der Partner hat eine kleine bis mittelschwere Macke? Er lässt die leere Toilettenpapierrolle hängen, sie fühlt sich von Geschirr genervt, das nach der Benutzung nicht in die Spülmaschine geräumt wird? Über Kleinigkeiten sollte jeder hinwegsehen können, denn wirklich perfekt ist wohl niemand. Doch über manche Sachen sollten die Partner sprechen (am besten schon vor dem Zusammenziehen) und fortan mit mehr Gelassenheit durch das gemeinsame Leben gehen. - Kleine Rituale finden
Die Beziehung wird meist harmonischer, wenn ein Paar einige gemeinsame Rituale hat. Diese teilt es mit niemandem sonst, auch die beste Freundin wird nicht zum abendlichen Spaziergang eingeladen! Solche Rituale stärken die Beziehung, wobei die Regelmäßigkeit der Unternehmungen wichtig ist. Das mag auf den ersten Blick langweilig erscheinen, ist es aber ganz und gar nicht. Gut ist es, wenn ein solches Ritual so gestaltet wird, dass es noch genügend Freiraum für Unterhaltungen lässt. Diese kommen im Alltag oft zu kurz, und wenn ein Paar zum Beispiel an jedem Tag nach der Arbeit spazieren geht, kann der Tage Revue passieren. - Sich abstimmen
Es geht dabei nicht darum, feste Zeiten festzulegen, zu denen jeder daheim zu sein hat. Doch ein wenig Abstimmung kann den Alltag deutlich erleichtern! Wer Bescheid sagt, dass er später von der Arbeit heimkommt, verhindert, dass der andere Partner mit dem fertigen Essen unnötig wartet. Das schafft nur Frust! Außerdem bringen Absprachen und Abstimmungen die Chance, das Leben wirklich gemeinsam zu leben und nicht nur unter einem Dach zu wohnen.
Fazit
Das Zusammenziehen klingt einfach, die Tücken zeigen sich erst später. Wer aber gut vorbereitet in das „Abenteuer Zusammenziehen“ geht, kann einige Hürden bereits umfahren, ehe es zu Streitigkeiten und Missverständnissen kommt. Wer sich zu unsicher ist, ob das Zusammenleben klappen kann, sollte es auf Probe versuchen. Eventuell hat einer der beiden Partner eine Wohnung, die groß genug ist, um sich darin einige Zeit den Alltag zu teilen. Allerdings ergibt sich damit noch kein richtiges Bild, weil der andere Partner eben doch nur zeitweise hier wohnen soll und nicht wirklich einzieht. Ein Wir-Gefühl wird sich damit weniger gut einstellen.
Alternativ lässt sich eine Wohnung anmieten, die eine kurze Kündigungsfrist hat und nur mit den nötigsten Möbeln bestückt wird. Ein letzter Tipp: Im neuen Mietvertrag sollten immer beide Partner als Mieter aufgeführt sein! So kann ein Partner den anderen nicht vor die Tür setzen, wenn das Zusammenziehen gescheitert ist. Ebenfalls wichtig: Für die Beziehung ist es ideal, wenn ein Neustart in einer völlig neuen Wohnung vorgenommen wird und der andere nicht einfach nur auf Dauer bei seinem Partner einzieht. So starten beide wirklich gemeinsam in eine neue Zukunft!
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