Haben Sie sich schonmal gefragt warum der Stuhl, auf dem Sie vermutlich gerade sitzen, so ist, wie er ist? Tatsächlich werden Bürodrehstühle nämlich nach ganz genauen Vorschriften angefertigt: der DIN EN 1335:2000. Die darin enthaltenen gesetzlichen Vorgaben zur Höhe und Sitztiefe eines Bürostuhls beruhen auf Umfragen und Studien zu der durchschnittlichen Körpergröße und den Gewichtsmaßen der Deutschen. Doch was ist mit denjenigen, die nicht dem Durchschnitt entsprechen? Ist für diese Menschen ein ergonomisches Sitzen im Büro nicht möglich?
NPR 1813 und DIN EN 1335:2000
Laut der DIN EN 1335:2000 muss ein Bürodrehstuhl eine Sitzhöhe von 40 bis 51 Zentimeter haben und eine Sitztiefe zwischen 38 und 44 Zentimetern. Dabei darf der Sitz aber nicht weniger als 40 Zentimeter breit sein und muss ein Gewicht von bis zu 100 Kilogramm aushalten. Hier kommen wir aber schon an eine Grenze, denn nicht wenige Menschen leiden unter Übergewicht und können demnach nicht auf einem handelsüblichen Bürostuhl Platz nehmen. Durch Überlastung können die Rollen und die Federung schnell Schaden nehmen und der Bürostuhl geht kaputt.
Deutsche Arbeitgeber sind jedoch dazu verpflichtet, für die Angestellten die passenden Büromöbel bereitzustellen und stoßen da oft an ihre Grenzen. Das ergonomische Sitzen steht an erster Stelle, denn wer lange im Büro sitzt möchte dies nicht nur bequem, sondern auch gesund tun. Auch der Schreibtisch ist daran nicht ganz unbeteiligt und sollte nach Möglichkeit den Körpermaßen angepasst sein. Da dies nach der deutschen Norm oft einfach nicht möglich ist, bietet die Lösung die NPR 1813: die Norm des niederländischen Arbeitsstuhls.
Büromöbel nach der Praxisrichtlinie NPR 1813:2009
Die Praxisrichtlinie NPR 1813 regelt die Maße des Bürodrehstuhls in den Niederlanden. Trotz der deutlich höheren Ansprüche an Büromöbel der Niederlande, macht die NPR 1813 einiges leichter. Sie geht nämlich von anderen Maßen aus, weil die Niederländer im Durchschnitt einfach größer bzw. kleiner sind. Der niederländische Arbeitsstuhl hat eine Höhe von 41 bis 55 Zentimeter und eine Sitztiefe zwischen 38 und 48 Zentimeter. Auch ein höheres Gewicht hält der niederländische Arbeitsstuhl besser aus.
Fortschritte auch in Deutschland
Inzwischen haben auch die deutschen Hersteller von Büromöbeln bemerkt, dass sich an den Maßen der Bürostühle und Schreibtische dringend etwas ändern muss. Daher gibt es die Richtlinie BGI 650, die inzwischen über die DIN EN 1335 hinausgeht. Vorgeschrieben ist hier eine Sitzhöhe von 40 bis 51 Zentimeter und eine Sitztiefe von 40 bis 42 Zentimeter wobei eine noch größere Spannbreite empfohlen wird. Die Einstellmöglichkeiten sind hier natürlich auch von großer Bedeutung.
Neue Hersteller und Angebote berücksichtigen die NPR 1813
Mit XXL Produktpaletten haben die Hersteller von Büromöbeln längst den Trend erkannt und spezialisieren sich immer mehr auch auf die nicht-durchschnittlichen Menschen. Auch Bürodrehstühle mit besonderen Anforderungen werden immer beliebter. Beispielsweise die sogenannten „Arthrose-Stühle“, die über eine Sitzbreite von bis zu 50 Zentimeter und verstellbare Armlehnen für einen leichteren Einstieg verfügen. Auch übergewichtige Menschen werden bei den neuen Stühlen fündig, die jetzt sogar ein Gewicht von bis zu 300 Kilogramm aushalten.
Die Ergänzungsrichtlinie bzw. Richtlinie NPR 1813 geht also deutlich über die DIN EN 1335 hinaus und macht uns den Büroalltag damit ein Stückchen leichter. Deshalb sind wir der Ansicht, dass eine Anpassung der Richtlinien an die Praxisrichtlinie NPR 1813 der Niederlande längst sinnvoll wäre.
Bürostühle, die der NPR 1813 entsprechen
Hier finden Sie einige aktuelle Modelle der Hersteller von Bürostühlen, die sich an der Ergänzungsrichtlinie NPR 1813 orientieren. Die Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- HAG Futu 1020 Futuknit
- rohde & GRAHL xenium-duo back
- rohde & GRAHL xenium-basic
- Inwerk Marum
- Inwerk Almere
- EasySit® Bürostuhl (design by vottelerdesign)
- mono-balance® Bürostuhl
- Mera Bürodrehstuhl Modell XS-XL NPR mer74
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