Auf der Suche nach einer nachhaltigen Möglichkeit zu heizen, landen viele in Deutschland bei der Fernwärme. Was hat es mit der Kraft-Wärme-Kopplung dabei auf sich? Und hat diese Art zu heizen mehr Vor- als Nachteile?
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Fernwärme: Kraft-Wärme-Kopplung und was sonst noch wichtig ist
Immer mehr Menschen interessieren sich für das Thema Fernwärme und suchen beispielsweise günstige Fernwärmetarife für Bremen oder andere Städte. Dabei ist vielen Menschen noch nicht einmal genau bekannt, was Fernwärme eigentlich ist. Vereinfacht gesagt: Die sogenannte Fernheizung wird über ein Wärmenetz abgewickelt. Über ein wärmegedämmtes Rohrsystem kommt die Wärme in die angeschlossenen Haushalte, sodass Heizung und Warmwasser im Haus funktionieren bzw. bereitgestellt werden können.
Die Herstellung der thermischen Energie, die dann verteilt wird, erfolgt in einem Kraftwerk. Dort wiederum wird eigentlich Strom erzeugt, als Nebenprodukt entsteht Wärme. Diese wird verteilt.
Verschiedene Arten von Kraftwerken sind dabei möglich:
- Blockheizkraftwerke
- Fernheizkraftwerke
- Geothermiekraftwerke
- Solarthermische Kraftwerke
Doch auch in Müllverbrennungsanlagen entsteht Wärme, die über das Wärmenetz an die Haushalte verteilt werden kann. Zu den wichtigsten Energieträgern zählen dabei Gas, Öl, Biomasse oder Abfall. Genau diese bewirken, dass die Kraft-Wärme-Kopplung nicht wirklich nachhaltig und klimaneutral ist. Dennoch ist sie energiesparender als andere Heizungsarten.
Die Besonderheiten bei der Fernheizung
Ist ein Haus an das Wärmenetz angeschlossen, ist ein Wechsel zu einem anderen Wärmelieferanten nicht umsetzbar, denn die Planung innerhalb des Kraftwerks sowie der Betrieb desselben liegen in der Hand des jeweiligen Unternehmens. Eine doppelte Infrastruktur kann hier nicht aufgebaut werden. Jeder Anbieter ist damit ein Monopolist, wenn auch nur auf lokaler Ebene.
Manche Kommunen lassen ihren Grundstücksbesitzern nicht die Wahl, ob sie mit Gas oder Öl heizen wollen. Sie zwingen sie zum Anschluss an das Fernwärmenetz.
Der sogenannte Anschluss- und Benutzungszwang macht eine freie Wahl unmöglich, das eigene Haus muss mit Fernwärme beheizt werden. Allerdings räumen viele Kommunen die zusätzliche Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärmegewinnung ein.
Noch eine weitere Besonderheit gibt es bei der Fernheizung zu beachten: Es sind lange Vertragsbindungen möglich. Sogar zehnjährige Verträge werden mitunter geschlossen, wobei die „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme“ alles Nähere regelt. Wichtig ist gerade bei solchen langen Verträgen, die Anbieter genau zu vergleichen.
Es gibt leider viele undurchsichtige Angebote, die zu durchschauen mitunter schwierig ist. Eine derart lange Vertragsbindung kann hier durchaus negativ sein.
Eignung und Kosten der Fernheizung
Nicht jedes Haus lässt sich an das Fernwärmenetz anschließen. Sinnvoll ist dies auch nur, wenn möglichst viele Nutzer anzuschließen sind, da durch die Verlegung der Wärmenetze und durch den Bau der Kraftwerke hohe Kosten entstehen. Damit sich diese amortisieren, ist eine möglichst hohe Nutzeranzahl nötig. Ausgegangen wird bei den entsprechenden Planungen von einer Mindestnutzermenge pro Meter Wärmenetz.
In dicht besiedelten Gebieten kann die Fernwärmeheizung daher eher genutzt werden als auf dem Land. Durch private Wohnungen würde eine Amortisation der Anlagen hier nicht möglich sein, die Kosten wären zu hoch. Ist jedoch eine industrielle oder gewerbliche Nutzung vorhanden, lohnt sich der Anschluss an das Fernwärmenetz möglicherweise wieder.
Tipp für Hauseigentümer: Wenn die bisherige Heizung mit Öl oder Gas gearbeitet hat und nun ausgetauscht werden soll, kann es lohnenswert sein, sich um das Thema der Fernheizung zu bemühen. Eventuell stellt das eine gute Möglichkeit dar, zumindest weniger fossile Brennstoffe einzusetzen und dennoch die nötige thermische Energie zu bekommen.
Die gesamten Kosten für eine Fernheizung lassen sich nicht exakt beziffern. Sie fallen je nach Anbieter verschieden aus und können sogar innerhalb derselben Stadt differieren. Bei einem Preisvergleich sollte aber unbedingt der Arbeitspreis in Cent je Kilowattstunde sowie der Grundpreis je Kilowatt angeschlossener Leistung berücksichtigt werden. Der tatsächliche Wärmeverbrauch wird über den Arbeitspreis abgerechnet (etwa 75 Prozent des Gesamtpreises), der Grundpreis gilt als fester Preis pro Jahr (etwa 25 Prozent des Gesamtpreises).
Die Vor- und Nachteile von Fernwärme
Die Erzeugung von Strom setzt thermische Energie frei, die durch die Verteilung über ein Wärmenetz sinnvoll genutzt werden kann. Doch es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile bei Fernwärmeheizungen und nicht in jedem Fall ist diese Art zu heizen wirklich günstiger für Umwelt und Portemonnaie, als auf Öl und Gas zu setzen.
Die Vorteile von Fernwärmeheizungen auf einen Blick
Wer in einem Ballungsgebiet lebt, hat nicht nur leichter die Möglichkeit, an das Fernwärmenetz angeschlossen zu werden, sondern kann auch mit günstigeren Preisen aufgrund der vielen Nutzer rechnen. Dies gilt auch für diejenigen, die in einem Mehrfamilienhaus leben, während die Hausbewohner in kleinen Gebäuden oder Einrichtungen mit höheren Kosten für die Wärme rechnen müssen.
Die Vorteile von Fernwärme im Einzelnen sind:
- transparente Kosten
- Kombination mit erneuerbaren Energien möglich
- zeitgleiche Erzeugung von Energie und Strom
- geringere CO2-Emissionen
- einfache Bedienung der Heizung
- Erhalt eines Fertigprodukts
- Lieferung gebrauchsfertiger Energie
- keine Notwendigkeit eigener Heizkessel, daher weniger Platzbedarf als bei konventioneller Heizung
- keine Wartungskosten, da Verbrennung außer Haus stattfindet
Die Nachteile von Fernwärmeheizungen auf einen Blick
Fernwärme ist nicht nur vorteilhaft. Schon allein die Tatsache, dass zur Produktion dieser Wärme auf fossile Brennstoffe gesetzt werden muss, ist ein großer Nachteil. Die Abkehr zu klimafreundlichen Heizsystemen und Wende zur völlige Klimaneutralität kann nur gelingen, wenn weder Gas noch Öl verbraucht werden. Mit der Fernwärmetechnologie hingegen ist das bisher nicht möglich. Allerdings gibt es bereits erste Kraftwerke, die den Schritt zu erneuerbaren Energien gegangen sind und nun auch die alleinige Verwendung von erneuerbaren Energien bieten.
Weitere Nachteile sind:
- Monopolstellung
Die Kraftwerke sind in ihrer Region Monopolisten. Der fehlende Wettbewerb kann aber dazu führen, dass die Preise für Fernwärme sehr hoch sind. Verbraucher haben nicht die Möglichkeit, einfach zu einem anderen Anbieter zu wechseln und sind an den Fernwärmelieferanten und seine Tarife gebunden. - Lange Transportwege
Die Rohre, über die die Wärme zu den Haushalten transportiert wird, sind zwar wärmeisoliert. Dennoch kommt es zu einem Wärmeverlust, der je nach Stand der Technik und Entfernung unterschiedlich groß ist. - Lange Bindung
Hauseigentümer binden sich lange Zeit an den Fernwärmeanbieter, teilweise werden Verträge von zehn Jahren Dauer abgeschlossen. Das wiederum macht einen Wechsel zu einer anderen Art des Heizens kaum möglich. Unerwartete Preisänderungen müssen hingenommen werden und diese bringen selten eine Vergünstigung. - Hohe Verbrauchskosten
Die Verbrauchskosten sind vergleichsweise hoch und fallen zusätzlich über einen langen Zeitraum an. Dadurch, dass der Nutzer nicht einfach zu einem anderen Anbieter wechseln kann, muss er diese hohen Kosten hinnehmen.
Fazit: Wechsel zur Fernwärme will gut überlegt sein
Die Nutzung von Fernwärmeheizungen scheint auf den ersten Blick lukrativ zu sein. Die vielen Vorteile beziehen sich vor allem auf die sichere Verfügbarkeit der Wärme sowie auf günstige Kosten. Doch Letztere werden bereits dadurch eingeschränkt, dass als Voraussetzung viele Nutzer vorhanden sein müssen. Sind in dem betreffenden Bereich aber nur wenige Haushalte angeschlossen, müssen diese höhere Kosten hinnehmen.
Ebenfalls nachteilig ist die begrenzte Umweltfreundlichkeit, solange die für die Fernwärmeheizung nötigen Kraftwerke noch auf fossile Brennstoffe setzen. Letzten Endes muss der Verbraucher abwägen, ob die Fernwärmeheizung individuell die beste Entscheidung ist, wobei auch die Berücksichtigung der niedrigeren Wartungskosten sowie die fehlende Notwendigkeit eines Aufstellortes für Heizkessel wichtig ist.
Wer jedoch auf nachhaltiges und damit auf ein zukunftsorientiertes Heizen setzt, ist mit der Fernwärmeheizung nur dann gut beraten, wenn diese mit erneuerbaren Energien kombiniert wird. Diese können in der Zukunft eventuell den Anschluss an das Fernwärmenetz überflüssig machen.