Aus Kostengründen von der Ölheizung auf Gas umzusteigen, lohnt sich für viele. Auch wir wollten dies im Haus meiner Großmutter machen, das wir nach ihrem Tode geerbt hatten. Allerdings wurde das Ganze durch eine Schimmelpilzsanierung dann doch aufwändiger als gedacht.
Die Gebäudeabdichtung sollte bei einer Sanierung generell überprüft werden
Der natürliche Feind von Bauwerken ist seit jeher das Wasser. Jedes Kind weiß heute, dass die Bauwerksabdichtung schon bei Neubauten eines der wichtigsten Elemente ist. Wird dabei gepfuscht oder passieren Fehler bei der Ausführung und Planung, kann man sich trotz neuem Haus ein langfristiges Problem einhandeln. Nachträgliche Abdichtungsmaßnahmen sind immer aufwändig und manchmal nicht optimal durchzuführen – dazu kommen wir später noch.
Im Sommer 2015 verstarb meine Oma, die seit jeher in ihrem Elternhaus (Baujahr ca. 1903) gewohnt hat. Als sie meinen Großvater heiratete, sorgte der im Rahmen der finanziellen und technischen Möglichkeiten der Zeit dafür, dass regelmäßig Modernisierungen durchgeführt wurden. Besonders stolz waren sie auf die moderne Ölheizung, die 1974 eingebaut wurde.
Trotz der Nachwirkungen der Ölkrise war das damals für sie die beste Lösung, denn der alte Kohleofen war wirklich nicht mehr zeitgemäß. Gasheizung war damals keine Option, da es in der Straße keinen Anschluss gab.
Opa wusste nichts von der schlechten Gebäudeabdichtung
Dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Gebäudeabdichtung natürlich anders abgelaufen ist als heutzutage, ist klar. Das Mauerwerk im Keller wurde vom Großvater immer wieder nachträglich mit einer Abdichtung ergänzt. Von moderner Bauwerksabdichtung verstand er aber leider nicht viel. Hinzu kommt, dass das Haus teilweise im Holzbau errichtet wurde und somit manche Teile besonders anfällig für Feuchtigkeitsschäden waren.
Insgesamt hatte er die Sache aber bis zu seinem Tod in den 80er Jahren immer im Griff. Auch danach war meine Oma immer dahinter her, das Haus in Ordnung zu halten, ließ das Dach neu decken und neue Wasserleitungen einbauen. Deswegen hatten wir eigentlich nicht damit gerechnet, dass die Gebäudeabdichtung in einem so schlechten Zustand sein würde. Entdeckt haben meine Frau und ich das erst, als wir uns – so gesehen glücklicherweise – für den Umstieg von Öl auf Gasheizung entschieden.
Hierfür waren mehrere Dinge ausschlaggebend:
- Platzersparnis, weil der Heizöltank rausfliegt
- keine Kontrolle des Ölvorrats erforderlich
- keine „Vorauszahlung“ durch Vorratskauf mehr, sondern Verbrauchsabrechnung
- relativ stabile Gaspreise
- bessere Umweltbilanz durch weniger Schadstoffe bei der Gasheizung
Möglich wurde die Umrüstung, weil die Straße vor dem Haus komplett saniert wurde und somit der Gasanschluss endlich kein Problem mehr war. Da die Ölheizung überdies (trotz diverser Modernisierungen) einfach nicht mehr auf dem Stand der Zeit war, hätten wir sowieso in die Heizung investieren müssen. Also fiel die Entscheidung, auf die Gasheizung umzurüsten. Dass in den Kellerräumen eine gewisse „Grundfeuchte“ vorhanden war, ließ sich nicht übersehen, aber darin sahen wir noch kein übermäßiges Problem bei einem Haus dieses Baujahres.
Der Energieberater wies uns aber schon frühzeitig darauf hin, dass man bei einer Heizungssanierung unbedingt auch die Gebäudeabdichtung überprüfen sollte, weil man die Wärmedämmung nur dann vernünftig verbessern kann, wenn sich unter den Dämmstoffen kein Schimmel bildet.
Das Dach war das kleinste Problem bei der Gebäudeabdichtung
Oma hatte das Dach ja bereits vor zwanzig Jahren komplett erneuern lassen und wir waren positiv überrascht, dass die Fachfirma damals alles tat, um die Gebäudeabdichtung im Dachgeschoss auf den neuesten Stand zu bringen. Die Dämmung war ebenfalls ordentlich, doch laut Energieberater noch verbesserungsfähig. Insgesamt hatten wir hier mit mehr Aufwand gerechnet. Die böse Überraschung kam, als der Heizungsbauer den Öltank entfernte. Was vorher nicht zu sehen gewesen war, lief auf eine Schimmelpilzsanierung im Holzbau der Kellerkonstruktion hinaus.
Eine adäquate Bodenbeschichtung war nicht mehr vorhanden und über die Außenwand, vor der der Öltank gestanden hatte, war viel Feuchtigkeit eingedrungen. Wir hatten vermutlich noch Glück, dass der Tank selbst nicht inzwischen schon durchgerostet war, was natürlich auch umwelttechnisch ein Desaster gewesen wäre. Ein Fachbetrieb wurde von uns beauftragt, der sich mit Bautenschutz und Fassadeninstandsetzung auskennt, denn das alte Gebäude bedurfte natürlich einer anderen Herangehensweise als ein Stahlbetonbau aus den 90ern. Es gibt verschiedene Sanierungssysteme, die für unseren Fall infrage kamen.
Problematisch war, dass eine Außensanierung nicht möglich war. Normalerweise muss man die Bereiche eines Hauses, die Erdkontakt haben, zur Abdichtung freilegen und die Bauwerksabdichtung entsprechend von außen erneuern. Diese Option hatten wir leider nicht, weil an der angrenzenden Außenwand ein Wintergarten nachträglich angebracht wurde. Es blieb also nur eine Gebäudeabdichtung von innen, was nicht optimal ist, aber in dem Fall die einzige Lösung. Bevor wir loslegten, mussten wir also erst einmal fachkundigen Rat einholen.
Zudem mussten wir uns über die Möglichkeiten für Fördermittel durch die KfW erkundigen – das muss man unbedingt frühzeitig tun, denn eine Beantragung muss in der Regel vor Beginn der Sanierungs- bzw. Umbaumaßnahmen erfolgen.
Gründliche Gebäudeabdichtung von innen ist manchmal die einzige Option
Es ist klar, dass man eine Schimmelpilzsanierung im Holzbau nur dann effektiv über die Bühne bekommt, wenn man die Quelle der Feuchtigkeit in den Räumen eliminieren kann. Eine Kellerabdichtung von innen ist also immer die denkbar schlechteste Option – wenngleich manchmal die einzige, wenn die Gebäudeabdichtung von außen nicht möglich ist.
In unserem Fall hatten wir jedoch Glück im Unglück, denn es stellte sich heraus, dass ein Wasserabfluss im besagten Wintergarten undicht und für die starke Feuchtigkeitsansammlung im Ölkeller verantwortlich war. Dies ließ sich mit vergleichsweise wenig Aufwand beheben, indem das defekte Abflussrohr ersetzt wurde.
Man riet uns dazu, Sanierungssysteme einzusetzen, die wie folgt aufeinander aufbauen:
- Grundierung des freigelegten Mauerwerks
- Aufbringen von Dichtschlämme
- flexible Spachtelmasse
- Spezialputz für Schimmelsanierung
- diffusionsoffene Farbe
Hinzu kam der Einbau einer aktiven Lüftung, um Restfeuchte aus dem Raum abzutransportieren. Außer in diesem Raum wurde zum Glück keine weitere Schimmelsanierung nötig, weil die restlichen Kellerräume nicht betroffen waren.
Nach der Gebäudeabdichtung kam die Gasheizung
Diese Baumaßnahmen machten den Umstieg von Öl auf Gas natürlich etwas teurer, doch die Investition wird sich langfristig rentieren. Da wir außerdem im Sinne der energetischen Sanierung anstreben, unser Haus in ein Effizienzhaus zu verwandeln, wollten wir gleich Nägel mit Köpfen machen. Bei der Gasheizung setzten wir auf moderne Brennwerttechnik, die den Verbrauch senkt und die Verbrennung effizienter macht. Hierzu wurde auch der Einbau eines neuen Abgassystems fällig, da das alte durch die Feuchtigkeit angegriffen war.
Als endlich die Vorarbeiten beendet waren, wurde der Gasanschluss gelegt und die neue Heizungsanlage eingebaut. Die neuen Thermen nehmen im Vergleich zu den herkömmlichen Kesseln wesentlich weniger Platz weg und können einfach an der Wand montiert werden. Aufgrund der Erfahrungen mit der Abdichtung haben wir die Bodenbeschichtung besonders hochwertig ausführen lassen. Von den alten Heizkörpern haben wir uns gleich mit verabschiedet und statt dessen eine moderne Fußbodenheizung eingebaut, die sich im Sommer außerdem als Klimaanlage nutzen lässt.
Fazit: Kosten für Gebäudeabdichtung und Heizung amortisieren sich
Natürlich mussten wir für die energetische Sanierung im Zuge der Umstellung von Öl auf Gasheizung einiges mehr investieren als ursprünglich geplant. Aber die Zusatzkosten werden sich auf lange Sicht amortisieren. Das beginnt schon mit dem Verbrauch. Oma verbrauchte mit dem alten Heizölkessel in den letzten Jahren immer zwischen 12.000 und 14.000 Kilowattstunden im Jahr. Mit allen Maßnahmen zur Gebäudeabdichtung, der Wärmedämmung und der Modernisierung der Heizung kommen wir dank neuester Erdgas-Brennwerttechnik auf rund die Hälfte.
Langfristige Werte können wir natürlich noch nicht geben, weil ja auch nicht jeder Winter gleich kalt ist. Aber eine spürbare Entlastung bei den Energiekosten ist bereits jetzt zu verzeichnen. Hinzu kommt der günstigere CO2-Ausstoß sowie der geringere Stromverbrauch – denn viele denken gar nicht daran, dass alte Heizungssysteme auch mehr Strom im Betrieb für die Steuerung der Kessel und Brenner aufwenden. Im Sommer brauchen wir zudem weder umweltschädliche Klimageräte noch Ventilatoren im Dauerbetrieb, weil die Fußbodenheizung im Sommer über Wärmetauscher die Temperatur effizient senken kann.
Klar ist aber auch, dass man bei einem solchen Projekt die fachkundige Beratung und Planung von Experten benötigt. Das beginnt beim Energieberater, geht über den Heizungsplaner, den Fachbetrieb für Fassadeninstandsetzung und Bautenschutz und endet gegebenenfalls beim Dachdecker (was in unserem Fall nur deshalb nötig war, weil wir inzwischen auch die Installation einer Photovoltaikanlage ins Auge gefasst haben).
Bei der Suche nach geeigneten Experten sind wir auf einen Sanierungsrechner gestoßen, der einen groben Überblick über Kosten und Nutzen von Sanierungsmaßnahmen liefert. Dieser gibt eine grobe Orientierung, welche Maßnahmen sinnvoll sind, denn längst nicht alles macht für jedes Haus Sinn.
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