Max Bahr: Angebot mit 135 Jahren Tradition

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Der Baumarkt Max Bahr, dessen Angebot wir alle kennen, hörte am 1. März 2014 auf zu bestehen. Die Max Bahr Baumärkte gehen zurück auf den Hamburger Johann Jacob Heinrich Bahr. Die Firmengeschichte ist weit über einhundert Jahre lang und liest sich sehr spannend. Max Bahr hat mit seiner Unternehmensgeschichte die Entwicklung der anderen Baumärkte mit geprägt, die oftmals einfach in seinem Fahrwasser schwammen. Wir haben uns die Geschichte des Unternehmens aus Hamburg-Bramfeld mal angesehen.

Wie Max Bahr mit seinem Angebot groß wurde

Nun, zunächst beginnt die Erfolgsstory recht unprätentiös mit seinem Vater, dem bereits genannten Johann Jacob Heinrich Bahr. Dieser gründet im Jahr 1879 – also vor knapp 140 Jahren – im Hamburger Stadtteil Bramfeld eine Stellmacherei. Dort stellt Johann Jacob Heinrich Bahr Wagenräder und Wagengestelle her. Zu diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen noch nicht das bis vor wenigen Jahren bekannte Gesicht eines Baumarkts. Dies ändert sich erst, als der Sohn des Gründers der Stellmacherei, Max Bahr, in den elterlichen Betrieb eintritt und die Zeichen der zeit erkennt und handelt.

Max Bahr lebte von 1884 bis 1956. Als er in den elterlichen Betrieb – die Stellmacherei – einsteigt, beobachtet er den sich damals entwickelnden Holz-Einzelhandel. Von der Übernahme des elterlichen Betriebs im Jahre 1906 bis zum Eintritt in den Holz-Einzelhandel sollten aber noch einige Jahre vergehen. Erst im Jahr 1927 ringt er sich zu der Veränderung durch.

Obschon Max Bahr sehr erfolgreich war, kam es erst nach seinem Tode zur wirklichen Ausweitung des Geschäfts und zum rasenden Aufstieg des Unternehmens. Diese Entwicklung kam nicht zufällig. Sie wurde herbeigeführt von Peter Möhrle, der noch im Todesjahr von Max Bahr (1956) zum Hauptgesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens wurde.

Max Bahr richtet Angebot auf DIY-Welle aus

Zu dieser Zeit zeichnete sich in Deutschland der Do-it-yourself-Boom ab. Peter Möhrle erkannte die Zeichen der Zeit und auch, welche Chancen sich hier für das Max Bahr Angebot ( damals noch eine reine Holzhandlung ) eröffneten. Peter Möhrle eröffnete bereits im Jahr 1963 die erste Filiale der Max Bahr Baumärkte. Die erste Filiale kam in Hamburg-Rissen zu stehen.

Max Bahr ergänzt Angebot um Gartencenter

In den USA waren zu jenem Zeitpunkt Baumärkte erfolgreich, welche ein sehr umfangreiches Sortiment auf einer großen Verkaufsfläche anboten. Wie schon die Firma Bauhaus, so setzte auch Peter Möhrle für das Max Bahr Angebot dieses Konzept um. Später dann, im Jahr 1994 erweiterte er auch das Max Bahr Angebot. Zu den Baumarkt-Artikeln fügte Peter Möhrle noch ein recht umfangreiches Gartenangebot hinzu. Dieses Konzept war so erfolgreich, dass im Verlauf der Zeit das Max Bahr Angebot in seiner Struktur von anderen Baumärkten übernommen wurde. Im Jahr 2004 feierte das Unternehmen Max Bahr sein 125-jähriges Firmenjubiläum. Peter Möhrle nahm dies zum Anlass, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.

Das Max Bahr Angebot innerhalb der Praktiker-Gruppe

Die Praktiker-Gruppe (Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG) übernahm Max Bahr zum Stichtag 01.02.2007. Das Angebot wurde in das Portfolio der Praktiker-Gruppe integriert. Die Zukunft sollte für das Max Bahr Angebot sowohl das Weiterführen von erfolgreichem als auch eine Ausrichtung auf die vom gesellschaftlichen Umfeld hochgehaltenen Werte bringen.

Das Max Bahr Angebot galt seit jeher als beratungs- und servicestark. Diese Eigenschaften der Marke Max Bahr sollten auch beibehalten werden. Zu jener Zeit stand das Umweltinteresse im Fokus der Bevölkerung. Noch unter der Ägide von Peter Möhrle wurde das Unternehmen Max Bahr in seinem Umweltmanagement nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert.

Mit der Eröffnung des Bau- und Gartenmarkts in Hamburg-Stellingen am 26. März 2007 setzte Max Bahr mit der Ausrichtung in seinem Angebot ein Zeichen. Der Bau- und Gartenmarkts in Hamburg-Stellingen wurde von Max Bahr als der bundesweit erste nachhaltige Baumarkt vorgestellt. Die nachhaltige Ausrichtung des Bau- und Gartenmarkts fußte zu diesem Zeitpunkt auf

  • der Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung
  • der Holzpellet-Heizung zur Wärmeerzeugung
  • der Nutzung von Regenwasser
  • der natürlichen Beleuchtung und Belüftung
  • der Dachbegrünung

Auswirkungen der Restrukturierungen der Praktiker Holding auf das Max Bahr Angebot

Die Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG beschloss, noch im Jahr 2013 ihre Märkte etwa zur Hälfte zu einem Max Bahr Angebot zu verändern. Diese Pläne liefen darauf hinaus, dass die Zahl der Max Bahr Baumärkte von 80 auf 200 steigen würde. Zum Ende des ersten Quartals 2013 war die Zahl der Max Bahr Baumärkte bereits auf etwa 137 angestiegen. Die Praktiker Baumärkte sollten in Folge des Umbaus von 236 auf 116 reduziert werden. Inmitten des Umbaus der Gruppe kam es am 10.07.2013 zur Insolvenz von Praktiker.

25.07.2013: Insolvenz auch für das Angebot von Max Bahr

Nurmehr zwei Wochen nach der Insolvenz der Muttergesellschaft meldete auch das Unternehmen Max Bahr Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder war um eine Vermittlung des Unternehmen an potentielle Kaufinteressenten bemüht, die allerdings zum November des Jahres scheiterten. Im Gespräch waren damals der bisherige Konkurrent Hellweg, der jedoch wegen Forderungen der Royal Bank of Scotland nach einer Konzernbürgschaft von einer Übernahme des Max Bahr Angebots zurücktrat.

Interessenten für das Angebot von Max Bahr: Hellweg und Globus

Auch Globus interessierte sich für das Max Bahr Angebot und überlegte den Kauf der Filialen. Die Royal Bank of Scotland saß hier als Eigentümer der Häuser von Max Bahr mit am Verhandlungstisch. Interessant wäre dieser Verkauf sicher auch für die Angestellten der Max Bahr Baumärkte gewesen, denn die saarländische Handelskette Globus wollte 59 der 73 Max-Bahr-Filialen weiterbetreiben. Warum es am 27. November 2013, dem Tag der geplanten Vertragsunterzeichnung doch noch zu einem Eklat und damit zur Nichtübernahme des Max Bahr Angebots kam, ist bis heute ungeklärt.

Hagebau und Bauhaus machen den Deal

Was Hellweg und Globus nicht gelang, setzten Hagebau und Bauhaus letztlich um. Ob die Royal Bank of Scotland aus dem beiden vorausgegangenen Misserfolgen gelernt hat oder ob es andere Gründe gab, welche das Vorhaben letztlich begünstigten, bleibt offen. Fest steht jedenfalls, dass Hagebau und Bauhaus über die Hälfte der Filialen aus dem Max Bahr Angebot übernahmen.

Das hätte sich Max Bahr sicher nicht träumen lassen, dass sein Angebot und Unternehmen unter dem Dach der Praktiker Gruppe nur kurze Zeit würde leben können. (#1)

Das hätte sich Max Bahr sicher nicht träumen lassen, dass sein Angebot und Unternehmen unter dem Dach der Praktiker Gruppe nur kurze Zeit würde leben können. (#1)

Max Bahr Baumärkte: Ende nach 135 Jahren

Nach dem Ausverkauf zu Beginn des Jahres 2014 wurde die Gesellschaft Max Bahr zum 01.03.2014 aufgelöst. Die bekannten Märkte der Max Bahr Kette wurden teilweise von weiteren Baumärkten übernommen. Das Angebot geht nicht unter, bekommt jedoch einen anderen Hut auf. Sortiment und Preise werden sich natürlich ändern und dem Portfolio des neuen Betreibers anpassen. Nicht alle Märkte wurden übernommen. Für einige Märkte aus dem Max Bahr Angebot konnten bis heute keine übernehmenden Firmen gefunden werden. Andere dienen heute als Flüchtlingsunterkunft, wie der Praktiker BHM in Bruchsal.

Neue weitere Betreiber für das Max Bar Angebot sind beispielsweise:

  • Tedox
  • Toom
  • Hellweg Group Baywa Bau & Garten
  • Obi
  • Hornbach
  • Eurobaustoff
  • V-Baumarkt
  • Sonderpreis Discountbaumarkt
  • Kingfisher Group
  • Globus
  • Poco
  • Hammer
  • Stabilo
  • Hellweg
  • Werkers Welt
  • Leitermann
  • Bau und Hobby Baumärkte
  • TUPAG

Fazit: Mit Max Bahr hat sich ein echtes Traditionsunternehmen nach sage und schreibe 135 Jahren verabschiedet. Aus der Riege der Heimwerkermärkte waren die Hamburger nicht wegzudenken. Dennoch kam nun das Aus, nachdem man bereits 2007 unter das Dach der Praktiker-Gruppe gekrochen war, welche nun als neues Mutterunternehmen von Max Bahr Insolvenz anmelden musste. Es gibt eigentlich noch genug andere Baumärkte, doch speziell im norddeutschen Raum wird man diese auch in der Region stark verwurzelte Firma sicher vermissen. Offenbar war auch die Billigstrategie („20 Prozent auf alles“) Mitschuld am Niedergang von Praktiker und Max Bahr. Dabei galten vor allem letztere als stark in Beratung und Service. Auch das ein Grund, warum sich Praktiker für Max Bahr überhaupt interessierte und ein Angebot machte.

Neue Anbieter drängen auf den Markt, übernehmen teilweise die alten Baumärkte und versuchen, die Kundschaft an sich zu binden. Inwieweit schon eine Sättigung in der deutschen Baumarktbranche vorhanden ist, dürften die nächsten Jahre zeigen. Im Grunde gibt es immer eine vorhandene Nachfrage nach Do it yourself-Tätigkeiten. Hellweg und Globus stehen ja auch in den Startlöchern und haben teilweise auch schon Märkte übernommen. Eine weitere Frage wäre natürlich, ob die Konkurrenz aus dem Internet relevant ist oder ob in Sachen Heimbedarf das Anschauen vor Ort, das Anfassen der Artikel, wichtiger bleibt. Selbstverständlich kann man auch jetzt schon bei Obi & Co. im Onlineshop bestellen und sich die Waren nach Hause liefern lassen. Der Besuch in einem Baumarkt, gerne am Samstag mit der Familie, gehört aber zu beliebten Ritualen und wird wohl keinesfalls völlig vom Besuch im Webshop überlagert.

Trotzdem muss jeder Baumarkt heute Präsenz im Internet zeigen. Übersichtlich strukturiert und mit einem Klick sollten Kunden ihre Artikel finden und auf Wunsch gleich bestellen können. Entsprechende Kategorien müssen hierfür schnell gefunden werden, so dass die Interaktion quasi von selbst funktioniert. Hier liegt eine weitere wichtige Einnahmequelle für die großen Märkte, aber auch eine entsprechend starke Konkurrenz, die wohl alle Mitbewerber betrifft. Es dürfte in jedem Fall spannend sein, zu erfahren, wo die großen Baumärkte in 10 Jahren stehen und wie sich der Einfluss des Internets bemerkbar gemacht hat. Haben wirklich alle Big Player wirtschaftlich überlebt? Auch Praktiker und Max Bahr waren eine etablierte Marke und teilweise seit Jahrzehnten mit großen Märkten für die Kunden erreichbar. Gute Qualität zum vernünftigen Preis, übersichtlich gestaltete attraktive Märkte vor Ort und im Internet. Und natürlich geordnete Finanzen, so dass auch Investitionen möglich sind. Das sind wohl wichtige Erfolgskriterien für Baumärkte und inwieweit die Märkte Kunden überzeugen können, wird sich zeigen.


Bildnachweis: © Titelbild Wikimedia gemeinfrei, #1 unsplash.com – Ivars Krutainis

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