Risse im Putz sind ein Ärgernis. Ein Ärgernis, das sich allerdings manchmal nicht verhindern lässt. Wie Risse im Putz entstehen, welche gefährlich, welche ungefährlich sind und wie sie erfolgreich behandelt werden.
„Da wurde doch gepfuscht“, ist der erste Gedanke, wenn sich am wenige Monate alten neu gebauten Haus plötzlich erste Risse auftun. Wie ein Spalt klaffen in der Fassade mehrere Risse im Putz. Doch der erste Gedanke trügt in der Regel. Denn Risse im Putz sind fast normal und lassen sich oft kaum verhindern.
Wie entstehen Risse im Putz?
Aber wie kann das sein? Wie entstehen solche Risse im Putz, die sich bei neuen wie alten Bauten regelmäßig zeigen? Die eine Ursache für einen Riss in der Wand gibt es nicht. Vielmehr hängt die Rissbildung von vielen Faktoren ab.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist dabei die Bodenbeschaffenheit. So sind vor allem Häuser, die auf Kies- und Sandböden gebaut wurden, schon nach kurzer Zeit anfällig für Risse. Der Bau lastet mit seinem Gewicht auf dem relativ weichen Boden, der schon nach wenigen Wochen und Monaten noch ein wenig nachgibt. Besteht der Untergrund aus Lehm oder Ton kann das sogar mehrere Jahrzehnte dauern bis sich erste Risse im Putz finden. Nur ganz langsam wird das Wasser aus den Schichten gedrückt, so dass das Haus wenige Millimeter absinkt. Millimeter, die bereits ausreichen, dass sich kleine Haarrisse bilden.
Die Ursachen können aber noch weitaus vielschichtiger sein. So können Risse an Stellen auftreten, wo unterschiedliche Baustoffe verwendet wurden. Decken können sich mit der Zeit durchbiegen. Ein Anstieg oder Absinken von Feuchtigkeit oder langsam auftretende Schwankungen der Temperatur in Räumen können auch zu Bewegungen im Mauerwerk führen, die letztlich Risse zur Folge haben.
Eine abschließende Aufzählung ist so kaum möglich und die Ursachenforschung bedarf immer einer gründlichen Einzelfallanalyse, die die praktischen Gegebenheiten vor Ort genauer unter die Lupe nimmt.
Risse im Putz unterscheiden
Wichtig ist, die Risse im Putz zwischen ungefährlichen und solchen, die durchaus gefährlich werden können zu unterscheiden. Als Faustformel kann hier gesagt werden, dass ein Riss dann genauer begutachtet werden sollte, wenn er breiter als 0,2 Millimeter ist. Darunter sind kleine Spalte kein Problem, höchstens vielleicht ein optisches.
Die Unterscheidung der verschiedenen Risse erfolgt in der Regel in drei Kategorien. Es gibt putzgrundbedingte Risse, die von einem Absetzen des Mauerwerks herrühren. Solche Setzrisse sollten näher beleuchtet werden. Putzbedingte Risse sind Spannungs- und die häufig auftretenden Schwindrisse. Bei Rissen mit überlagernden Ursachen, wie etwa Kerb- oder Fugenrissen, führen mehrere Gründe zusammen zur Rissbildung.
Putzgrundbedingte Risse im Putz
Putzgrundbedingte Risse rühren von einem Absenken des Mauerwerks her. Die können wie bereits festgestellt nach wenigen Monaten auftreten oder auch nach mehreren Jahren. Durch eine Komprimierung des Untergrunds wird Wasser aus dem Boden herausgepresst. Sand und Kies arbeiten dabei nur kurz, Ton und Lehm dagegen geben über einen sehr langen Zeitraum behutsam nach. Geschieht das gleichmäßig stellt das kein Problem dar. Befinden sich im Boden aber Unregelmäßigkeiten wie ein Gefälle oder eine feste Gesteinsschicht erfolgt die Absenkung nicht mehr gleichmäßig und es entsteht eine Schiefstellung, die Risse im Putz und im gesamten Gebäude zur Folge haben kann.
Auch ein Neubau beim Nachbarn kann so zu Rissen führen, wenn es im Boden zu Druckveränderungen und damit zu weiteren Absenkungen kommt. Putzgrundbedingte Risse sollten mindestens beobachtet werden. Setzrisse zeigen sich in der Regel als schräg im Putz verlaufend und können außen wie innen beobachtet werden.
Putzbedingte Risse im Putz
Putzbedingte Risse entstehen durch das Auftragen des Putzes an sich und lassen sich in einigen Fällen schlicht nicht verhindern.
- Spannungsrisse:
Können zum Beispiel an Stellen entstehen, wo verschiedene Baustoffe aufeinander treffen. Ein häufig anzutreffendes Beispiel sind Fugen zwischen Wand und Decke. Die Bauelemente sind selten statisch miteinander verbunden und arbeiten so auch nach dem Bau weiter. Die Gründe können vielfältig sein. Thermische Faktoren kommen dafür in Frage, bei Dachschrägen kann sogar der auf das Dach auftreffende Wind eine Rolle spielen. - Schwindrisse:
Sind dagegen meist noch eher nach dem Auftragen des Putzes zu beobachten. Sie zeigen sich oft in einer netzartigen Struktur. Solche Schwindrisse rühren daher, dass der Putz nach dem Auftragen zu schnell ausgetrocknet ist. An Fassaden tritt das besonders oft an südlichen und westlichen Wänden auf, wo die Sonne ihre Kraft stärker entfalten kann.
Wann sind Risse im Putz gefährlich?
Während Spannungsrisse und Schwindrisse in aller Regel eher ungefährlich sind, da sie nur oberflächlich sind und den Putz an sich betreffen, ist bei putzgrundbedingten Rissen Vorsicht geboten. Haarrisse von unter 0,2 Millimeter können vernachlässigt werden. Sobald sie breiter sind, sollten sie aber beobachtet werden, da die unter Umständen bis tief ins Mauerwerk gehen und im schlimmsten Fall statische Probleme zur Folge haben können.
In solchen Fällen empfiehlt sich eine Dokumentation des Risses. Fotos helfen dabei, die Rissbildung nachvollziehen zu können. Eine Tiefenbestimmung muss durch einen Bausachverständigen erfolgen, der die Gefährlichkeit letztlich beurteilt. Glücklicherweise sind selbst Setzrisse nur sehr selten mehr als ein optisches und behandlungswürdiges Problem.
Wie können Risse im Putz verhindert werden?
Nicht alle der unterschiedlichen Rissformen lassen sich mit Sicherheit verhindern. Setzrisse lassen sich so in erster Linie durch ein Baugrundgutachten verhindern, bei dem die Beschaffenheit des Bodens und dessen Festigkeit untersucht wird. Im Untergrund auftretende Unregelmäßigkeiten lassen sich so aber auch nur bedingt feststellen, so dass eine hundertprozentige Sicherheit nicht gegeben ist.
Spannungsrisse an neuralgischen Stellen lassen sich verhindern, wenn an den unterschiedlichen Elementen der Putz getrennt wird. So ist es möglich, den Putz von Wand und Decke zum Beispiel durch Abdeckleisten oder Spannungsfugen voneinander zu separieren. Ein gegensätzliches Arbeiten der Elemente wird so nicht im Putz sichtbar.
Die häufig auftretenden Schwindrisse können oft durch sauberes und sorgfältiges Arbeiten verhindert werden. Es können zu verputzende Flächen abgehängt werden, um ein zu schnelles Austrocknen durch die Sonne zu vermeiden. Erfolgt das nicht sind solche Risse im Putz unter Umständen als handwerkliche Fehler einzuordnen. Eine Einschätzung für etwaige Ersatzansprüche muss auch hier durch einen Gutachter erfolgen.
Die Sanierung von Rissen
Bei der Sanierung von Rissen im Haus wird zunächst unterschieden, welcher Natur sie sind und ob sie innen oder außen auftreten.
- Risse im Innenbereich ausbessern
Die Ausbesserung von Rissen im Putz im Haus selber kann in der Regel schon durch das bloße Überstreichen erfolgen. Vorausgesetzt es handelt sich lediglich um feine Haarrisse. Größere Risse an der Oberfläche können einfach mit Spachtelmasse oder Gips gefüllt und anschließend überstrichen werden. Tiefere Setzrisse werden dagegen mit einem Gewebe oder Malervlies überbrückt und schließlich überspachtelt. So wird einem erneuten Aufreißen vorgebeugt, sollte sich das Mauerwerk weiter absenken. - Risse an der Fassade ausbessern
Gleiches gilt für Setzrisse, die sich in der Fassade zeigen. Auch die werden zunächst überbrückt. Sind die Risse bereits breiter, empfiehlt sich die Arbeit mit Fugenfüllprofilen. Dafür wird der Riss zunächst verbreitet, damit das Profil passt. Der Riss wird mit PU-Schaum gefüllt und die Fuge eingesetzt. Nun wird die Oberfläche mit einem Haftgrund versehen. Nach dem Austrocknen erfolgt das Auftragen der Fugenmasse. Bei ruhenden Rissen wird Acryl verwendet. Sollte der Riss im Putz noch in Bewegung sein, sollte Silikon verwendet werden. Anschließend wird die Ausbesserung mit Latex- oder Acrylfarbe final fertiggestellt.
Wichtig ist, Risse im Außenbereich zu behandeln. Denn die Fassade muss wetterbeständig sein. Durch Risse kann gerade im Herbst und im Winter Feuchtigkeit und Nässe in die Wände gelangen. Bei auftretendem Frost kann der Putz (im schlimmsten Fall sogar das Mauerwerk) regelrecht gesprengt werden, was weitaus höhere Sanierungskosten zur Folge hätte.
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