Wohl kaum jemand kann sich heute noch ein Haus ohne Telefonanschluss und Internet vorstellen – inzwischen gibt es laut Bundesgerichtshof sogar ein Grundrecht darauf. Wird dann endlich der Traum von den eigenen vier Wänden wahr, möchten Bauherren verständlicherweise so rasch wie möglich angeschlossen werden. Doch vorher steht die Planung der Anschlüsse und Leitungen.
Grundrecht auf Telefon und Internet
Das Grundrecht auf einen Telefonanschluss besagt, dass die Telekom dafür sorgen muss, dass jeder Haushalt an das Leitungsnetz angeschlossen ist. Niemand darf hier ausgeschlossen werden. Allerdings gilt das Grundrecht nur insofern, als dass eine tatsächliche Erschließungsmöglichkeit vorliegen muss. Wer sehr abgelegen wohnt, kann auf diese Rechtsgrundlage also nicht bauen.
Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil sogar entschieden, dass neben dem Telefonanschluss auch das Recht auf Internet besteht. Doch auch hier muss die tatsächliche Machbarkeit zur Schaffung eines solchen Anschlusses berücksichtigt werden.
Video: Neuer Internetanschluss – Das passiert im Hintergrund
Telefonanschlüsse für Bauherren: Gespräche mit dem Elektroingenieur
Als Bauherr sollten Sie wissen, in welchem Zimmer und dort an welcher Stelle Sie die Anschlüsse für Telefon und Internet haben möchten. Denn durch dieses Vorwissen sind Sie besser auf ein Gespräch mit dem Elektriker vorbereitet, der für die komplette Verkabelung im Haus sorgen soll.
Wichtig ist es, dem Elektriker bei diesem Gespräch mitzuteilen, dass es ein Höchstbudget gibt. Außerdem sollten Sie wissen, wo Sie im Raum Steckdosen benötigen – zumindest gedanklich sollte das Haus oder die Wohnung daher schon eingerichtet sein. Der Elektriker wird den Grundriss des Gebäudes zur Planung heranziehen und mit den von Ihnen getätigten Angaben einen Elektroplan erstellen. Auf diesem sind sämtliche Leitungen eingezeichnet.
Entscheidungen zur Zugangstechnik
Bauherren stellt sich die Frage, welche Zugangstechnik sie denn für ihre Anschlüsse wählen wollen. Dabei gilt LTE als Standard für das mobile Surfen und kommt im Eigenheim nur infrage, wenn DSL und Kabel nicht verfügbar sind. LTE ist ungleich teurer als DSL und Kabel, außerdem sind die Datenübertragungen häufig nicht störungsfrei möglich bzw. sehr anfällig für Störungen. Wer jedoch im ländlichen Bereich lebt, muss oftmals mit LTE vorliebnehmen, weil nichts anderes verfügbar ist.
Beim Surfen kommt es aufs Tempo an? Dann ist der Kabelanschluss die beste Wahl. Kabel Deutschland, Tele Columbus oder Unitymedia bieten Kabelanschlüsse, bei denen Übertragungsraten von bis zu 200 Mbit/s möglich sind. Auch hier sind die Menschen im ländlichen Bereich wieder stark eingeschränkt, denn Kabel ist dort nicht überall verfügbar. Dann bleibt nur noch der traditionelle Internetanschluss per ADSL oder VDSL, wobei Letzterer durchaus bis 100 Mbit/s schnell sein kann.
Kabelanschluss beantragen leicht gemacht
Sie haben sich dafür entschieden, über Kabel zu surfen? Dann wenden Sie sich an Ihren Kabelnetzbetreiber, wobei hier in den meisten Fällen Vodafone als Kabel Deutschland zuständig ist. Unitymedia hingegen ist in Hessen und NRW der richtige Ansprechpartner. Senden Sie bei der Beantragung des Telefonanschlusses die Anschlussunterlagen Ihres Hauses mit dem Antragsformular mit. Nun erstellt der Anbieter ein Kostenangebot und teilt Ihnen mit, ob Kabel bei Ihnen überhaupt verfügbar ist. Das Angebot müssen Sie unterschrieben zurücksenden, binnen vier bis sechs Wochen meldet sich dann ein Techniker, der mit Ihnen das weitere Vorgehen bespricht.
Telefonanschluss beantragen
Ein Telefon gehört zum Haus und ist in der Festnetzvariante einfach als Standard zu sehen. Die Beantragung des Telefonanschlusse ist auch ganz einfach und sogar telefonisch möglich. Die Deutsche Telekom ist in jedem Fall der richtige Ansprechpartner, wenn Sie einen Hausanschluss über das Kupferkabel wünschen. Die Telekom verschickt dann die Unterlagen, die ausgefüllt und mit einem amtlichen Lageplan ergänzt zurückgeschickt werden müssen. Die Telekom wendet sich dann an eine lokale Tiefbaufirma, die die Verlegung der Leitungen übernimmt. Diese wendet sich dann zwecks einer Terminabsprache an Sie. Ist die Installation erfolgt, meldet sich die Telekom wieder bei Ihnen.
Sie haben als Bauherr langsam die Nase voll von Baggerarbeiten? Dann versuchen Sie, die Telefonleitung gleich zusammen mit der Stromleitung legen zu lassen. Wichtig: Derartige Hausanschlüsse müssen aber natürlich beantragt werden.
Tipp: Lassen Sie gleich im ganzen Haus LAN-Steckdosen legen. Denn WLAN ist immer nur zusätzlich zu sehen, als alleiniges Netzwerk ist es nicht geeignet. Vor allem in den oberen Etagen ist damit schnell Schluss mit Spaß am Surfen, weil die Signalstärke einfach nicht ausreicht.
Zukunftssichere LAN-Verbindung wählen
Für Übertragungsraten von bis zu 1 Gbit/s sind CAT6-Kabel die beste Variante, die derzeit verwendet werden kann. Es gibt zwar noch die 7er-Variante, allerdings ist diese als überdimensioniert zu betrachten und findet momentan nicht einmal Netzwerkgeräte, die den Steckertyp überhaupt aufnehmen können. Nun könnte jemand auf die Idee kommen und nutzt einen Adapter auf RJ45 – damit sind die Vorteile des CAT7 allerdings dahin.
In einem normalen Einfamilienhaus gibt es meist zwischen 12 und 16 Netzwerkdosen, wobei in jedem Raum eine CAT-Doppeldose eingebaut werden sollte. Vergessen Sie Bad, Küche, Schlafzimmer und Hauswirtschaftsraum dabei nicht, wenigstens Leerrohre sollten hier verbaut werden, damit LAN nachträglich noch einziehen kann. Um einen Beamer an die Decke zu bekommen, brauchen Sie eine Netzwerkdose dort. Durch den Einbau auch in den Wirtschaftsräumen und in Bad und Küche steht die Möglichkeit für eine Heimvernetzung offen, außerdem sind damit diese Räume im Sinne der Heimautomatisierung nicht ausgeschlossen.
Verlegen der Leitungen
Wenn Sie die Arbeiten zum Anschluss ans Telekomnetz nicht aus der Hand geben wollen, können Sie auch die Vorbereitungen für die Einführung der Leitung ins Haus übernehmen. Lassen Sie dafür ein 100er KG-Rohr in die Bodenplatte einbetonieren. Sofern Ihr Haus keinen Keller hat, wird die Telefonleitung dann von außen durch die Bodenplatte bis in den Technikerraum gebracht. Wichtig: Wenn die Leitung tatsächlich verlegt wird, sollten Sie als Bauherr unbedingt vor Ort sein, um Mängel und Probleme direkt zu erkennen. So gibt es Fälle, in denen die von der Telekom verlegte Leitung zu kurz war, diese wurde dann durch eine Tiefbaufirma verlängert. Optimal ist das freilich nicht, denn damit steigt die Dämpfung und es werden weniger gute Werte bei der Übertragung von Daten erreicht.
Um die Installation abzuschließen, muss der Elektriker dann noch Netzwerkdosen anbauen und dort die einzelnen Adern der Kabel auflegen. Außerdem wird er einen kleinen Serverschrank im Technikerraum installieren, in dem Patchfeld, Router, Switch, 1. TAE-Dose und alle weiteren Netzwerkgeräte untergebracht werden können. Durch diesen Serverschrank ist das Netzwerk abschließbar und auch die Kinder des Hauses können nicht daran herumspielen. Wichtig ist, dass für den Serverschrank Strom vorhanden ist, denn Router und Switch müssen mit Strom versorgt werden. Müssen dort weitere Netzwerkdosen untergebracht werden, sind natürlich auch weitere Steckdosen nötig. Der Schrank sollte ungefähr 19 Zoll groß sein, was als Standardmaß gilt.
DSL-Anbieter wählen
Sicherlich ist es am einfachsten, mit der Beauftragung der Leitungsverlegung auch gleich einen Vertrag über einen DSL-Anschluss bei der Telekom zu unterschreiben. Allerdings handelt es sich dabei nicht zwangsläufig um den günstigsten Anbieter! Als Besitzer der Leitungen muss die Telekom jedoch selbige freigeben, wenn jemand einen anderen Anbieter wünscht. Dies wurde schon vielen Anschlussinhabern zum Verhängnis, die beispielsweise bei 1 & 1 einen Vertrag machen wollten, weil der DSL-Vergleich eine enorme Kostenersparnis ergeben hat. Die Telekom war aber der Meinung, dass für die betreffende Straße kein Port mehr frei sei – also, Pech gehabt.
Das bedeutet aber für die Anschlussinhaber, dass sie zwingend bei der Telekom bleiben müssen. Angesichts der jüngsten Veränderungen in den Leistungen ist das vielleicht nicht zwingend schlecht, doch dass keine wirklich freie Entscheidungsgewalt bei jedem Einzelnen liegt, frustriert sicherlich. Der DSL-Anbieter sollte zudem nicht nur nach dem Preis ausgesucht werden, sondern vor allem nach seinen Leistungen. Das bedeutet, dass auch Service und Sicherheit beim Surfen eine Rolle spielen sollten. Außerdem die Schnelligkeit, denn wer sich beim Surfen in Modem-Zeiten zurückversetzt fühlt, ist definitiv beim falschen Anbieter gelandet.
Video: 3 Tipps wie ihr euer WLAN-Signal verbessert
Alles selbst erledigen?
Im Grunde ist es auch möglich, alle Leistungen selbst zu erledigen, die mit dem Telefon- und Internetanschluss zu tun haben. Das Verlegen der Leerrohre im Rohbau, das Ziehen der Leitungen und die Verknüpfung aller Einzelteile im Serverschrank, mit ein wenig technischem Verständnis ist das durchaus möglich. Allerdings sollte die Abnahme der Anlage in jedem Fall von einem erfahrenen Elektroingenieur oder Elektrotechniker erfolgen. Denn nur so ist der sichere Betrieb der Anlage möglich und es wird aufgedeckt, wenn sich doch ein Fehler eingeschlichen haben sollte.
Der Hausanschluss selbst muss aber definitiv durch die Telekom erfolgen, hier kann niemand, aus Kostengründen oder weil er so viel Spaß an dieser Arbeit hat, selbst Hand anlegen. Wichtig ist dabei die rechtzeitige Beantragung der Anschlusslegung, denn die Telekom bietet je nach Auftragslage bis zu mehrere Wochen Wartezeit.
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