Goldverzierungen oder Vergoldungen haben eine lange Tradition in der Gestaltung von Wohnaccessoires. Auf diese Weise können alltägliche Gegenstände zu kleinen Kunstwerken werden. Die unterschiedlichen Methoden und Techniken sind mal mehr und mal weniger einfach, nachzuahmen.
Vieles lässt sich heutzutage zu Gold oder Silber machen, zumindest oberflächlich. Kerzenhalter, Wände, Bilderrahmen u.v.m. bekommen auf diese Weise einen zeitlosen Anstrich verpasst, den ihre Besitzer noch lange genießen können. Gold glänzt also wieder und macht Lust auf mehr. Das gilt nicht nur für die eigenen vier Wände. Auch der Finanzmarkt hat Gold wieder für sich entdeckt. Der Goldwert konnte ein Plus von über 30 US-Dollar verzeichnen, wie die Handelsplattform GKFX bei investing.com berichtete.
Warum Vergolden?
Es gibt einige verständliche Gründe, handelsübliche Wohnaccessoires einen neuen Anstrich zu verpassen: Ein alltäglicher und günstiger Gegenstand kann dadurch hochwertiger und wertvoller wirken. Darüber hinaus bekommt das Gewöhnliche und vielleicht sogar etwas Langweilige mit ziemlicher Sicherheit einen außergewöhnlichen und individuellen Touch. Das alles muss weder allzu teuer noch sonderlich kompliziert sein, und vor allem Bastler, Hobbykünstler und Heimwerker können ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Die Geschichte des Vergolden
Die Vergoldung von Alltagsgegenständen, ganzen Innenräumen oder sogar Kunstwerken ist allerdings kein neues Phänomen, das gerade heutzutage in Mode ist. Archäologische Entdeckungen in Griechenland und Ägypten lassen darauf schließen, dass sogar schon zu Zeiten der Antike und des alten Ägyptens Statuen und Räume innerhalb verschiedenster Gebäude einen goldenen Anstrich bekommen haben. Diese Art von Verzierungen und Dekorationen waren schon damals so populär, dass sich daraus der Berufsstand des sogenannten „Vergolders“ entwickelt hat. Solche oder ähnliche Berufsbilder existieren aber heute noch.
Die verschiedenen Methoden der Vergoldung in der Geschichte
Im Laufe der Geschichte gab es einige Vergoldungsmethoden, die gelegentlich auch heute noch relevant sind:
Methode | Anwendungsgebiete | Anwendung |
Ölvergoldung | Bei dieser Methode wird Öl als Bindemittel für das Gold eingesetzt. Sie wird vor allem in äußeren Bereichen angewendet, die der Witterung ausgesetzt sind, weil die Mischung feuchtigkeitsresistent ist. | Um die Öl-Gold-Mischung aufzutragen, verwendet man am besten einen Borstenpinsel. |
Polimentvergoldung | Die Polimentvergoldung ist eine der ältesten Methoden der Vergoldung. Weil diese Art allerdings empfindlich auf Feuchtigkeit reagiert, wird diese Arbeitsweise nicht draußen angewendet. Am besten geeignet ist die Polimentvergoldung für kleinere Wohnaccessoires, wie z.B. Verzierungen für Wände, Bilderrahmen u.v.m. Diese Methode wird auch gern für Figuren in Kirchen, Altären etc. angewendet. | Eine Mixtur aus Naturleim und einem Erdpigment, das Bolus
genannt wird, wird eingesetzt, an dem das Gold sehr gut haften bleibt. |
Instacoll Vergoldung | Meistverwendete Methodik, insbesondere weil es sowohl innen als auch außen wunderbar für unterschiedlichste Zwecke geeignet ist. Zum Beispiel für:
• Styropor • Stein • Eisen • Messing • Kupfer • Holz • Gips • u.v.m. |
Manche Oberflächen, z.B. oxidierende, müssen zunächst mit einem sogenannten Primer und mit einem Decklack vorbehandelt werden. |
Tabelle: Die Vergoldung von verschiedensten Oberflächen ist eine altbewährte Methode, um Gegenstände, Kunstwerke und Fassaden edler erscheinen zu lassen. Dafür wurden im Laufe der Geschichte mehrere Methoden entwickelt und angewandt, die sich teilweise bis heute noch bewährt haben.
Wer kann vergolden?
Auch wenn sich Hobby-Bastler und -Künstler an der goldenen Gestaltung von verschiedensten Alltagsgegenständen versuchen können, gibt es Experten und Profis, die dieses spezielle Handwerk gelernt haben. Sie können jedes Stück Treibholz oder Metall in ein goldenes Kunstwerk verwandeln. „Vergolder“ nennen sich die Spezialisten, die diese extravagante Mischung aus Kunst und Handwerk ausüben. Denn auch wenn das eigene Basteln und Gestalten Spaß macht, ist das Blattgold, das meist dafür verwendet wird, hauchdünn und empfindlich. Ein unverhofftes Niesen oder ein ungelegener Luftzug kann schon einmal die akribische Arbeit zunichte machen. Die Preise sind unterschiedlich, aber natürlich hat auch die liebevolle Handarbeit dieser goldenen Kunst ihren Preis.
Was es beim Vergolden zu beachten gibt
Dies ist natürlich nicht die einzige Methode, mit denen Oberflächen vergoldet werden. Welche Art und Methodik angewendet wird, hängt letztendlich von der Oberfläche ab, die vergoldet werden soll, wo diese sich befindet und welchen Witterungen sie ausgesetzt ist. Große Außenflächen benötigen z.B. eine ganz andere Bearbeitung als ein kleiner, mittelgroßer oder großer Bilderrahmen, wo meist mehr Fingerspitzengefühl gefragt ist.
Welches Werkzeug benötigt man zum Vergolden?
Wie schon erwähnt, gibt es einige Werkzeuge, die vor allem Profis bei der Arbeit die richtige Unterstützung bieten. Aber auch Amateure sollten nicht einfach so drauf loslegen, ohne sich vorher mit den richtigen Hilfsmitteln eingedeckt zu haben.
Hierzu gehören:
- Verschiedene Pinsel-Sorten, die für grobe und feine Arbeiten geeignet sind
- wer Blattgold verwendet, sollte generell ein Vergolderkissen, ein Vergoldermesser und Vergolderhandschuhe verwenden, um mit diesem sensiblen Material vorsichtig umgehen zu können
- Sepiaschalen, mit denen sich Kleberüberbleibsel und Farbreste entfernen lassen
- Poliersteine, um Polimentvergoldungen zu polieren
Wie selber vergolden?
Wer nicht direkt einen Vergolder bezahlen will, sondern sich lieber selbst als Künstler- und Bastler versuchen möchte, kann Wohnaccessoires auch innerhalb der eigenen vier Wände eine besondere und vor allem goldene Note verpassen. Allerdings sollte niemand mit Kirchenkuppen oder Statuen anfangen:
Vorbereitung: Oberfläche glätten – Fett, Krümel und Brösel ablösen und entfernen | Bei einem Kerzenhalter bietet sich die Mattvergoldung an. Dafür muss die Oberfläche des Halters fett-, staubfrei, sauber und strukturell nicht brüchig sein. Um die Sauberkeit zu garantieren,
sollte die Oberfläche mit einem Tuch und Spiritus oder Waschbenzin gründlich gereinigt werden. |
Kleber auftragen | Am besten eignet sich als Klebstoff die sogenannte Vergoldermilch, die mit einem Spitz- oder einem Flächenpinsel gleichmäßig verteilt werden sollte. Der damit bearbeitete Gegenstand muss anschließend mindestens 20 Minuten zwischengelagert werden. Um zu verhindern, dass sich Staubpartikel an die nun klebende Oberfläche heften, sollte man darauf achten, dass dieser Ort zum Zwischenlagern möglichst staubfrei ist. Diese Wartezeit darf allerdings nicht zu lange andauern, denn die Vergoldermilch kann nur bis zu 60 Stunden bearbeitet werden. |
Blattgold zurechtschneiden und auftragen | Die individuellen und hauchdünnen Blattgold-Blätter sollten mit einem speziellen Messer aus dem Heft genommen und auf einem Vergolderkissen oder einer ledernen Oberfläche zurechtgeschnitten werden. Mit einem elektrostatisch aufgeladenen Fehhaarpinsel (einfach übers Gesicht streichen) kann man die zurechtgeschnittenen Blätter leicht aber vorsichtig aufnehmen und auf der Oberfläche auftragen. Danach kann das Blattgold mit dem Pinsel oder einem Wattebausch behutsam geglättet werden. |
Muster anfertigen | Eine Möglichkeit, Muster anzulegen, sind gerade Abschlusskanten, die man mithilfe von z.B. Klebe- oder Kreppband erzeugt. Über das Band wird das Blattgold gelegt und das Klebe- oder Kreppband anschließend wieder entfernt. Möglich ist aber auch eine Mustergestaltung mit Sandpapier oder Stahlwolle – beides bietet natürlich etwas mehr kreativen Spielraum, sollte allerdings mit Vorsicht eingesetzt werden. |
Einkehren: Überschüssiges Material entsorgen oder mit einarbeiten | Nun kann das überschüssige Material entweder mit einem Pinsel oder mit einem Wattebausch vorsichtig von der Oberfläche gerieben werden. Es ist möglich, dass gerade an diesen Stellen die darunter liegende Fläche zum Vorschein kommt. Allerdings ist das nicht schlimm, denn die Oberfläche bekommt dadurch einen antiken Look. Wer dies nicht möchte, sollte diese Stellen erneut und wie zuvor beschrieben mit Vergoldermilch und Blattgold bearbeiten. |
Goldene Flächen pflegen | Die mit Blattgold bearbeiteten Oberflächen sollten wegen ihrer Empfindlichkeit keinesfalls mit Wasser oder Reinigungsmitteln gereinigt werden. Hier ist das Reinigen und Pflegen mit einem Staubtuch zu empfehlen. Nur Oberflächen, die lackiert wurden, dürfen mit entsprechenden Reinigungsmitteln gepflegt werden. |
Tabelle: Bei der Vergoldung mit Blattgold muss man mit viel Fingerspitzengefühl und den richtigen Werkzeugen vorgehen, weil das Material sehr empfindlich und porös ist. Die Arbeitsschritte selbst, sind einfach zu verfolgen und sollten jeden Hobby- oder Profibastler Freude bereiten. Geduld und ein ruhiges Händchen sind dennoch gefragt und das Ergebnis ist vielleicht nicht sofort mit der Arbeit eines Profis vergleichbar.
Wie Bilder- und Spiegelrahmen vergolden?
Insbesondere der Rahmen eines Spiegels oder eines Bildes wird immer gern vergoldet. Hobbybastler und Anfänger können sich hier richtig austoben und das erste Mal an ein etwas ambitionierteres Projekt wagen. Um dies zu bewerkstelligen, gibt es mehrere Methoden. Die bereits beschriebene Vergoldung mittels Blattgold ist nur eine davon und ist auch auf diese Art von Rahmen anwendbar.
Vergolden eines Rahmens mit Farbpaste
Goldene Paste wie z.B. „Inka-Gold“ sollte in jedem typischen Bastelladen verfügbar sein. Ansonsten besteht noch die Möglichkeit, sich die Paste online zu bestellen. Mit einem Schwamm, einem Pinsel oder einem weichen Tuch lässt sich die Paste ganz simpel auf den Rahmen auftragen. Welches Utensil man letztendlich benutzt, hängt auch davon ab, wie aufwendig der Rahmen gestaltet werden soll und welchen Effekt man erzielen möchte. Der Phantasie des Künstlers werden eigentlich kaum Grenzen gesetzt. Nach der fertigen Gestaltung muss die Farbe lediglich noch trocknen.
Vergolden, Versilbern und andere Metallfarben – Wie geht das?
Nicht nur das Vergolden, sondern auch das Versilbern von kleineren Gegenständen oder Wohnaccessoires, sogar Wänden und andere Oberflächen liegt immer im Trend. Verschiedenste Methoden, Techniken, Mittel und Utensilien stehen Interessierten zur Verfügung:
- Metalleffektlack: Ist in unterschiedlichen Farben zu haben, wie z.B. Silber, Kupfer und natürlich Gold
- Transfertechnik: Mit einem Kleber Konturen von Mustern und Formen malen, Silberfolie auflegen und an die Oberfläche reiben
- Glitter: Insbesondere geeignet, um kleine Accessoires wie Schachteln und Dosen zu verzieren und zu veredeln
- Sprühlack aus der Dose: Auch mittels Sprühlack aus der Dose lassen sich Alltagsgegenstände in kleine Kunstwerke verwandeln
Schildplattimitation mit Ölfarben
Wer es gerne noch etwas prunkvoller und historisch anmutender haben möchte, kann sich neben einem vergoldeten Rahmen an einer Schildplattimitation versuchen. Früher handelte es sich hierbei um getrocknete Hornplatten von Tieren, wie z.B. Schildkröten. Eine Methodik, die größtenteils zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert genutzt wurde, um Schmuckkästchen, Schmuckstücke, Brillen, Kämme u.v.m. zu dekorieren und zu verzieren. Natürlich existieren heutzutage viel humanere Techniken, um ein ähnliches bzw. gleichwertiges Ergebnis zu erzielen.
Dafür werden Ölfarben verwendet:
Arbeitsschritt | Erläuterung |
Rahmen grundieren | Für die Schildplattimitation ist eine ebene Oberfläche notwendig. Dazu muss der Rahmen geschliffen und bestenfalls jegliche Staubpartikel, Schmutz und andere Rückstände entfernt werden. Danach wendet man eine Gesso-Grundierung an. Anschließend wird der Rahmen erneut geschliffen. Dieser Prozess sollte so lange wiederholt werden, bis der Bilderrahmen glatt ist. Wenn es soweit ist, kann die Oberfläche zunächst in englischroter Acrylfarbe gestrichen werden. Diese trocknet relativ schnell, so dass der Bilderrahmen ebenfalls flink für die nächsten Arbeitsschritte bereit ist. |
Bilderrahmen vergolden | Nachdem die Acrylfarbe getrocknet ist, kann man jetzt mit der Verzierung durch das Blattgold (siehe oben) beginnen. Nach der Verzierung folgt nun eine Schicht Schelllack, damit die Vergoldung geschützt und geschont wird. |
Schildplattimitation | Bei der Imitation und ihren Mustern kann man sich natürlich echte Schildplatten oder bereits existierende Imitationen als Vorbild nehmen. Für entsprechende Muster sollten Verwasch- oder Flachpinsel verwendet werden, damit ein entsprechender Effekt rekonstruiert werden kann. Hierfür malt man zunächst kleine Flecken in Vandyckbraun an den Rahmen, die später mit Farbflecken in Siena und anschließend mit rotbraun vermischt werden. Als Ergebnis sollen unterschiedlich lange und diagonale Striche entstehen. Danach sollte der Rahmen noch mit dunklen Farbspritzern verziert werden, indem man einen Pinsel in Vandyckbraun und Terpentin taucht und diese Mischung mit der Hand auf den Rahmen spritzt. |
Fertigstellung | Die Farben müssen nun über mehrere Tage trocknen. Um das Ganze zu versiegeln, wird Glanzlack verwendet, der natürlich selbst nach der Anwendung wieder trocknen muss. Ein Prozess, der anschließend zweimal wiederholt wird. |
Tabelle: Die Schildplattimitation erfordert schon etwas mehr künstlerisches Geschick und aufwendigere Arbeitsschritte. Jedoch lohnt sich der Aufwand letztendlich für Genießer, die auf einen altmodischen Look Wert legen.
Was ist essbares Gold?
Nicht nur Gegenstände, Außenoberflächen und Wohnaccessoires lassen sich vergolden, auch das Lieblingsgericht kann entsprechend dekoriert werden. Das passiert in der edelsten Gourmetküche oder auch manchmal in der einen oder anderen High-End-Pommes-Bude. Blattgold ist nämlich essbar und kann in der Form von Flocken auf das Essen verstreut oder als größenflächigere Garnierung verwendet werden. Was für das Essen geht, ist natürlich auch für verschiedenste Getränke machbar.
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