Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Kosten, Aufbau & Vorteile

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Um die Energieeffizienz von Häusern zu steigern, ist die Anbringung einer guten Dämmung an der Außenfassade eine der wichtigsten Maßnahmen. Das sogenannte Wärmedämmverbundsystem oder WDVS ermöglicht die Verwendung verschiedener Dämmstoffe, um dies zu erreichen.

Was ist ein Wärmedämmverbundsystem genau?

Von einem Wärmedämmverbundsystem spricht man dann, wenn Baustoffe für die außenseitige Montage an Außenwänden von Häusern systematisch aufeinander abgestimmt sind. Der Aufbau eines solchen Systems ist schnell erklärt. Generell besteht es aus einem Kernstück, nach dem sich die grundlegenden Eigenschaften des Dämmsystems richten. Abhängig von der Art der eingesetzten Dämmstoffe kommen unterschiedliche Putzarten und Putzstärken zum Einsatz. In der Regel ist der Aufbau im Verbundsystem immer ähnlich.

Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) vereint verschiedene, aufeinanderabgestimmte Dämmstoffe. Polystrol-Hartschaum ist dabei einer der bekannteren. (#1)

Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) vereint verschiedene, aufeinanderabgestimmte Dämmstoffe. Polystrol-Hartschaum ist dabei einer der bekannteren. (#1)

Dabei wird der eigentliche Stoff, der zur Wärmedämmung eingesetzt wird, in Form einer Sockeldämmplatte auf die tragende Wand angebracht. Man spricht dabei auch von Kerndämmung. Die Befestigung erfolgt durch die Verwendung von speziellen Klebern und/oder Dämmstoffdübeln oder mechanischen Schienen. Dabei gilt die reine Klebedämmung als günstigste Variante, die allerdings nicht immer umsetzbar ist.

Abhängig vom Gewicht des Wärmedämmverbundsystems ist die zusätzliche Befestigung durch Dübel oder Schienen notwendig. Zudem ist die Einbringung in Form einer Einblasdämmung möglich, dies empfiehlt sich beispielsweise an schwer zugänglichen Fassadenteilen. Hinzu kommt eine Armierungsschicht, die aus einem Armierungsgewebe besteht und die Kerndämmung vor Beschädigungen schützt. Die Außendämmung wird durch die Aufbringung von Außenputz komplettiert. Alternativ kann man die Schlussbeschichtung durch Holz, Klinker, Metall, Keramik oder ähnliche Werkstoffe realisieren. Besonders oft kommen Mineraldämmplatten oder Polystyrol für die Kerndämmung zum Einsatz, aber es gibt auch andere Materialien, die für die Fassadendämmung geeignet sind. Typische Dämmstoffe sind unter anderem:

  • Mineralwolle
  • Mineralschaum
  • Polystyrol-Hartschaum
  • Polystyrolpartikel-Schaum
  • Polyurethan-Hartschaum
  • Vakuum-Dämmplatten
  • Holzfasern
  • Kork
  • Hanf
  • Perlite
Infografik Wärmedämmverbundsystem WDVS: verarbeitete Quadratmeter in Deutschland. Quelle: FV WDV.

Infografik Wärmedämmverbundsystem WDVS: verarbeitete Quadratmeter in Deutschland. Quelle: FV WDV.

Wird ein Wärmedämmverbundsystem nicht fachgerecht installiert, kann dies zu ernsten Folgen für das Gebäude und/oder die Effizienz der Wärmedämmung führen. Von Schimmelbildung bis zu Problemen beim Brandschutz ist die Palette der möglichen Probleme recht groß, weswegen nur qualifizierte Fachleute mit der Anbringung eines WDVS beauftragt werden sollten. Dies gilt unabhängig von der Frage, ob es sich um einen Neubau oder die Nachrüstung eines Altbaus handelt. In den Jahren zwischen 1993 und 2012 weist die Statistik für den Absatz von Wärmedämmverbundsystemen in Deutschland relativ stabile Zahlen aus. Zwischen 2001 und 2005 gingen die Ausbauzahlen zwar zurück, pendelten sich aber bis 2012 wieder auf dem zuvor üblichen Niveau von rund 40 Millionen Quadratmetern pro Jahr ein.

Wie verbessert ein Wärmedämmverbundsystem die Energieeffizienz?

Das Verbundsystem, mit dem die Fassade gedämmt werden soll, muss folgende Aufgaben zuverlässig erfüllen:

  • Wärmeschutz: vorhandene Energie bleibt im Gebäude
  • Brandschutz: alle Baustoffe müssen eine geeignete Feuerbeständigkeit besitzen
  • Schallschutz: die Wärmedämmung kann auch die Belastung durch Lärm reduzieren
  • Witterungsschutz: Sowohl innen als auch außen muss das Gebäude vor der Bildung von Kondenswasser und dem Eindringen von Regenwasser geschützt sein

Ein Wärmedämmverbundsystem ist als Fassadendämmung für die meisten Gebäudetypen geeignet, egal ob Bestandsimmobilie oder Neubau. Im Rahmen einer energetischen Sanierung wird am häufigsten über den Verbau eines WDVS nachgedacht. Die Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein, doch generell gleicht der Aufbau immer demselben Prinzip. Je nach Gegebenheiten kann das Verbundsystem direkt auf die Fassade montiert werden. ^

Hohlräume, die schwer zugänglich sind, können mittels Einblasdämmung versorgt werden. Der Armierungsmörtel besteht aus einer zwischen 1,5 und 5,0 mm starken Schicht, bei der ein stabiles Glasfasergewebe in den Mörtel eingearbeitet wird. Dadurch wird die Rissbildung vermieden, die ansonsten aufgrund der unterschiedlichen Abkühlungszeiten von Verputz und Untergrund auftreten können. Die Spannung kann über den Armierungsmörtel ganzflächig verteilt werden. Zum Schluss kommt der Außenputz auf die Kerndämmung, die aus besagter Sockeldämmplatte (z. B. aus Mineraldämmplatten) sowie der Armierung besteht.

Das so entstandene Verbundsystem kann bei Einhaltung einer fachgerechten Installation zum gewünschten Einspareffekt führen. Die professionelle Montage ist auch deswegen zu empfehlen, weil in Deutschland das Wärmedämmverbundsystem einer bauaufsichtlichen Zulassungspflicht unterliegt. Dies umfasst den Nachweis über die Eignung der Wärmedämmung gemäß den Regeln der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (AbZ) sowie die Gewährleistung zur Verbesserung der Energieeffizienz. Der maximale Wärmedurchgangskoeffizient für die Außendämmung darf 0,24 W/(m²K) nicht überschreiten. Entscheidend für die Eigenschaften der Fassadendämmung ist die Wärmeleitfähigkeitsstufe, die vom gewählten Material abhängt.

Brandschutz ist beim Wärmedämmverbundsystem besonders wichtig

Die Brennbarkeit von Wärmedämmsystemen ist in der Vergangenheit immer wieder ein großes Problem gewesen. Je nach Material kann sich die Verwendung mancher Baustoffe für die Kerndämmung als nachteilig erweisen. Die an Styropor erinnernden Polystyrol-Platten gelten zwar als schwer entflammbar, haben jedoch bei Verwendung minderwertiger Qualität zu bedenklichen Testergebnissen geführt. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit fehlerhafter Montage, bei der Hohlräume hinter den eigentlichen Dämmplatten im Brandfall einen Kamineffekt erzeugen können und somit einen eventuellen Brand noch beschleunigen. Bei sachgemäßer Installation und Verwendung geprüfter Dämmstoffe ist die Brandgefahr aber nicht deutlich erhöht. Folgende Brandschutzklassen werden von unterschiedlichen Dämmstoffen für die Fassadendämmung erreicht:

Tabelle: Dämmstoffe und Brandschutzklassen

Dämmstoff Brandschutzklasse
Polystyrolplatten B1 schwer entflammbar
Phenol Hartschaumplatten B1 schwer entflammbar
Polyurethanplatten B1 schwer entflammbar
Holzfaserdämmplatten B1 schwer entflammbar
Mineraldämmplatten A1 nicht brennbar
Schaumglasplatten A1 nicht brennbar

Abhängig von der verwendeten Dämmstoffart lässt sich die Brandgefahr also deutlich reduzieren bzw. ganz ausschließen. Doch selbst bei den „schwer entflammbaren“ Dämmstoffen besteht in der Regel kaum eine erhöhte Gefahr für die Bewohner eines Gebäudes. Nur ein sehr geringer Anteil aller Feuer in Gebäuden ist auf Fassadenbrände zurückzuführen (ca. 0,1 Prozent), wobei die Ursachen vielfältiger Natur sind und nicht automatisch in der Wärmedämmung gesucht werden können. Fast alle Brände entstehen im Innenbereich eines Hauses. Da die gesamte Inneneinrichtung in der Regel wesentlich brennbarer ist als die Außendämmung eines Gebäudes, ist die Brandgefahr durch WDVS in der Praxis als sehr gering einzustufen. Mittlerweile sind knapp 10 Prozent aller Fassaden in Deutschland mit einem Wärmedämmverbundsystem ausgestattet. Dem gegenüber steht ein Anteil von knapp 63 Prozent Putzfassaden, die ohne WDVS auskommen, aber generell nachgerüstet werden könnten. Gut 14 Prozent der Gebäude verfügen über eine Klinkerfassade, der Rest verteilt sich auf andere Baustoffe. Aufgrund der guten wärmedämmenden Eigenschaften und den vergleichsweise günstigen Kosten wird bei den Häusern mit Wärmedämmverbundsystem zu 80 Prozent Polystyrol als Dämmmaterial eingesetzt, der Rest entfällt größtenteils auf Mineralwolle sowie andere Materialien, deren Marktanteile aber zu vernachlässigen sind.

Vor- und Nachteile im Wärmedämmverbundsystem

Die Außendämmung zur energetischen Sanierung bzw. energieeffizienten Bauweise bei Neubauten hat nicht nur Vorteile. So lassen sich zwar bis zu 30 Prozent der Heizkosten einsparen (Durchschnittswert) und die CO2-Emissionen ebenfalls reduzieren, doch die kostenintensive Montage steht dem gegenüber. Außerdem kann man nicht alle Fassaden mit einem Wärmedämmverbundsystem ausstatten (z. B. denkmalgeschützte Bauten). Der hohe Montageaufwand führt außerdem leider regelmäßig zu Fehlern, die sich stark auswirken können. So wird durch ein perfekt installiertes Wärmedämmverbundsystem zwar die Schimmelbildung in Gebäuden und an den Dämmmaterialien selbst weitgehend verhindert, doch bereits kleinste Montagefehler können dies ins Gegenteil verkehren. Je nach Größe eines Gebäudes und den verwendeten Dämmstoffen kann man mit den folgenden Kosten für ein WDVS rechnen:

  • Komplettsanierung einer Fassade mit Wärmedämmverbundsystem (inklusive Montage): ca. 90 – 180 Euro pro Quadratmeter
  • reine Fassadensanierung ohne zusätzliche Wärmedämmung: ca. 50 Euro pro Quadratmeter

Diese beiden Beispiele zeigen, dass man für eine Fassadendämmung mit Wärmedämmverbundsystem um einiges tiefer in die Tasche greifen muss als für vergleichbare Putzerneuerungen ohne zusätzliche Dämmung. Für ein Einfamilienhaus kann man etwa mit einer Verdoppelung der anfallenden Kosten rechnen. Dem gegenüber steht natürlich das Einsparpotenzial, dass sich über die Jahre hinweg über die gesparten Heizkosten bemerkbar macht.

Fördergelder für Wärmedämmverbundsystem nutzen

Eine energetische Sanierung wie die Installation eines Wärmedämmverbundsystems verursacht zunächst hohe Investitionskosten. Allerdings wissen viele Hausbesitzer nicht, dass diese Maßnahmen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen von Teil- und Komplettsanierungen finanziell gefördert werden. Je nach gewähltem Förderprogramm gibt es Zuschüsse oder Kredite. Die individuellen Voraussetzungen sind unterschiedlich, weswegen jeder Hausbesitzer rechtzeitig eine entsprechende Beratung in Anspruch nehmen sollte. Außerdem ist wichtig, dass keine Fehler bei der Beantragung der Förderkredite der KfW gemacht werden, denn in der Regel müssen die Anträge vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen gestellt werden. Zwei Beispiele für eine KfW-Förderung für ein Wärmedämmverbundsystem sind folgende:

  • Zuschuss von 10 % der gesamten Sanierungskosten (aber nicht mehr als 5.000 Euro)
  • Kredit über eine Summe von maximal 50.000 Euro (zzgl. 7,5 % Tilgungszuschuss bei 0,75 % Zinsen)

Im nachfolgenden Video gibt „Energieheld“ Auskunft über Kosten und Fördermöglichkeiten.

Man geht von eine Lebensdauer von mindestens vier Jahrzehnten für eine Fassade aus. Einmal installiert, lässt sich ein unbeschädigtes Wärmedämmverbundsystem durch einfaches Neuverputzen renovieren. Durch die Senkung der Heizkosten von bis zu 30 Prozent im Jahr sollten sich die Kosten für die Wärmedämmung etwa nach der Hälfte der Lebensdauer amortisieren. In der Folge produziert die Einsparung einen Überschuss. Je nach Höhe der Heizkosten kann sich diese Investition also durchaus rechnen. Außerdem kommt sie durch die Einsparung von CO2 und anderen Emissionen massiv der Umwelt zugute. Wichtig: Nicht alle Fassaden eignen sich für die Installation eines Wärmedämmverbundsystems, auch wenn findige Verkäufer gerne das Gegenteil behaupten.

Hat das Wärmedämmverbundsystem noch eine Zukunft?

In den letzten Jahren gibt es immer wieder Kritik an der Dämmung von Fassaden. Diese liegt jedoch zumeist in Tatsachen begründet, die auf eine mangelhafte Installation, die Verwendung der falschen Materialien bzw. Befestigungen für den jeweiligen Untergrund oder die Nichteinhaltung von Bauvorschriften zurückzuführen sind. Gerade Berichte über übermäßige Schimmelbildung lassen oft außer Acht, dass schon bei der Montage schwere Fehler begangen wurden. Die fachgerechte Ausführung der Montage von Wärmedämmverbundsystemen ist also essentiell.

Die Neigung zur Bildung von Mikroorganismen lässt sich durch Biozide reduzieren. Der Einsatz dieser Schutzstoffe ist aber aus umweltpolitischer Sicht bedenklich und wird daher nur bei besonders anspruchsvollen Witterungsbedingungen empfohlen.

Der große Vorteil der Verwendung eines Wärmedämmverbundsystems liegt zudem in der Trennung der Funktionen von Mauerwerk und Dämmung. Während bei herkömmlichen Fassaden die Wand selbst eine bestimmte Dämmwirkung erzielt, die durch spezielle Baumaterialien verbessert werden kann (z. B. Hohlräume in Ziegeln), entkoppelt die Installation eines Wärmedämmverbundsystems die Funktion der Dämmung von der statischen Funktion des Mauerwerks. Man könnte auch sagen: Ist ein Wärmedämmverbundsystem verbaut, dient das Mauerwerk „nur“ noch dem Erhalt der Statik und spielt für die Dämmeigenschaften des Bauwerks keine Rolle mehr.

Umgekehrt muss die Dämmung selbst keinerlei statischen Funktionen ausüben, sondern beschränkt sich auf die thermische Funktion. Zu beachten ist, dass sich dies nur auf die Fassadendämmung von Gebäuden bezieht und nicht auf Dächer oder Kellerdecken, die eigene Dämmsysteme erfordern. Für eine komplette energetische Optimierung sollten diese Faktoren nicht übersehen werden.

Fazit: Ein modernes Wärmedämmverbundsystem rechnet sich nach der Hälfte der Lebensdauer

Die Einsparung von Energie hat immer zwei Seiten: Zum einen den Aspekt des verbesserten Umweltschutzes, zum anderen die finanziellen Einsparungen durch Reduzierung der Heizkosten. Neben wertvollen Rohstoffen kann der Ausstoß von CO2 bei energetisch sanierten Gebäuden drastisch gesenkt werden. Abzuwägen sind hierbei je nach Material die Faktoren Kosten, Einsparpotenzial und Brandschutz. Die hohen Investitionskosten relativieren sich durch die vergleichsweise schnelle Amortisation. Zudem kann man eine KfW-Förderung beantragen. Eine fachgerechte Installation ist unbedingt notwendig.


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